beitrag von: streiti
Klimatisch
Gestern war was klimatisch los und Paul ging protestieren, um seine Liebe zu erklären, einmal gefällt ihm die Erde, die er retten will und dann Greta, die kleine Brünette mit den schwarzgefassten Brillen, die ihrer ovalen Gesichtsform etwas Besonderes gaben. Wäre nicht ihr lockiges Haar, rot getönt und frisch frisiert und ihr strahlendes Lächeln gewesen, wäre er enttäuscht von der Demonstration heimgekommen, die ein Flop war. Die Welt zerstört sich selber und nur ein paar Aktivisten und faule Schüler protestierten dagegen, ein Zeichen, dass immer noch Geld die Fäden zieht, obwohl schon in der Vergangenheit es viele schlaue Köpfe und Philosophen gab, die dieser finanziellen Ausbeutung mit Produktionszwang und Schuldenfallen etc., wie dem heutigen, neoliberalistischen Kapitalismus einen heftigen Stoß versetzten, aber viel hat sich bisher nicht verändert. Auch heute in der Besprechung über die gestrige Protestaktion will Paul Greta eine Rose schenken, die mit giftigen Spritzmitteln in Ecuador gezogen wurde, von armen, leidenden Arbeiterinnen geschnitten wurde und hierher verfracht wurde, um Pauls Not zu lindern. Greta sieht die Rose in Pauls unwissenden Hand und lacht hysterisch auf. Sie weiß alles, woher die Rose kommt und auch die Gretchenfrage, die ihr gestellt werden wird. Paul versteht nicht ihr Lachen und will sein Bekenntnis los werden. „Ja Greta, hier ein Geschenk für dich, eine Rose für meine Liebe!“ Greta: „Lieber Paul, sei mir nicht böse, aber wir müssen doch die Welt retten!
review von: ferdinand schmalz
Das hier ist eine Mikrodramen Klasse. Der Text ist klar Prosa. Wie könnte man es nochmal stärker in eine Theatrale Form überführen? Gerade in dieser Frage der Selbstwahrnehmung könnte die dramatische Form spannend sein, weil es ja immer die Bande des Gegenübers braucht um die blinden Flecken zu realisieren. Sonst bleibt es oft in der moralisch überlegenen ErzählerInnenstimme, die die Dummheit benennt.
