beitrag von: alterlaa
Familie I Version 3
Frag deinen Vater, ober er uns zum Familienglückstag begleitet.
Papa kommst du mit zum Familienglückstag?
Sag deiner Mutter, ich warte auf einen Download.
Papa sagt, er wartet auf einen Download.
Einen Download. Gehts noch? Was kann so wichtig sein?
Papa, sie fragt, ob‘s noch geht und was so wichtig sein kann.
Deine Mutter soll keinen Thriller inszenieren.
Mama, er sagt du sollst keinen ...
Sag ihm er kann mit seinem Knie Sex haben.
(Er hat Sex mit seinem Knie.) Bitte schön! Und jetzt sag ihr, sie kann zum Teufel gehen.
(Sie geht zum Teufel, kommt wieder.) Sag ihm, er kann sich an seiner Präpotenz aufhängen.
(Er hängt sich an seiner Präpotenz auf.) Da!
(Sie ertränkt sich in Selbstmitleid.) Jetzt glotzt du, was?
Hej, ihr habt mich vergessen! Wo bleibe ich?
(Er jagt sich mit einer Drehkugelschreiberkugel ins Jenseits.)
(Sie holt ihn zurück und erwürgt ihn mit seiner Krawatte.)
(Er steht wieder auf und säuft Meister Proper mit Frosch Reiniger.)
(Sie vergiftet sich mit einer Eigenblutspritze.)
(Er erstickt an nicht ausreichend Wiedergekäutem.)
(Sie explodiert raumfüllend. Eine Pfütze an übergekochtem Wutschaum bleibt am Boden zurück.)
(Er steht wieder auf, beißt sich an ihrem Hals fest und saugt ihren Körper aus.)
(Beide lächeln einander mit langen spitzen Zähnen an.)
Hej, was wird jetzt aus mir? Braucht mich keiner mehr?
...
Hallo?
review von: ferdinand schmalz
Dieses Wortwörtlich nehmen der Sprichwörter finde ich spannend, und gibt glaub ich einen guten Impuls für die szenische Umsetzung, weil es erstmal unmöglich scheint, das heißt aber nur das die Produktion ihre Phantasie anwerfen muss um sich zu überlegen wie man das unmögliche doch szenisch darstellbare macht. Es gibt eine tolle „Rede zum unmöglichen Theater“ von Wolfram Lotz. Die findet man glaub ich sogar im Internet. Ab dem Kugelschreiber funktioniert es aber ein bisschen anders, oder? Da sind es weniger Sprichwörter, als nur mehr Gewaltphantasien. Ein bisschen unklar ist noch was mit dem Kind passiert. Die macht gerade nur darauf aufmerksam, dass sie links liegen gelassen wird. Eigentlich ist das Kind ja das Realitätsprinzip, über es kann man klar machen ob die Anweisungen in Klammer tatsächlich passieren oder sich nur in der Phantasie der Eltern abspielen. Mit dieser Rolle könnte man noch etwas spielen. Wie ambivalent könnte ihr Verhältnis zu den wortwörtlichen Handlungen sein?