beitrag von: chzureich
Einspruch Betr. «Tod des Jahres 1846» (Teil 2)
Listons zweitem Assistenten ein Bein zu stellen, hätte auf der Hand, bzw. dem Boden, gelegen: Stolpern, Genickbruch. Die Krankenmatrone hätte in der Blutlache aus- und in ein Skalpell hineinrutschen können. Die Frau des Siechen im Zuschauerraum, Kind unterm Herzen? Ohnmacht, die steilen Stufen hinunter: Gehirnblutung und Abort in einem eleganten Rutsch. Dem beiwohnenden Professor hätte fürderhin nach Stärkung durch Tabak gelüstet und beim Zünden seiner Pfeife wäre eine der Gaslaternen entfacht: Bumm! Vier Opfer bei einer kleinen Explosion, die Zahl nach oben skalierbar. Freilich, das letzte Töten dieses Eingriffs hätte wiederum Liston, Ehrenmann, selbst bestellt; hätte sich angesichts des vermeintlich von ihm angerichteten Blutbads auf die Straße und vor ein Brauereigefährt o.ä. gestürzt. Nein, Sirs, McHearse verdient den Titel nicht! Unerhört, fürwahr, doch Liston ist`s, der ihn soll haben! Nicht dem Tod, dem Sterblichen gebührt er!
review von: rebekka kricheldorf
sehr originelle idee! man versucht natürlich gleich, sich diese ominösen sirs vorzustellen... und fragt sich auch, welche figur den brief wohl formuliert hat (ein neidzerfressender konkurrenz-tod?). um dem text den letzten schliff zu geben, würde ich noch konsequenter im duktus des 19. jahrhunderts bleiben, vielleicht auch bis hinein in eine leichte parodie. die pointe, dass eigentlich ein tollpatschiger sterblicher der bessere tod des jahres wäre, finde ich sehr lustig.
Und ja: Ich habe mir einen neidzerfressenen Konkurrenz-Tod vorgestellt, der sich an seine Vorgesetzten wendet, die zugleich Jury-Mitglieder für die Auszeichnung sind.
Dr. Liston gab es tatsächlich, er ist tatsächlich mit einer Mortalitätsrate von 300% bei einer OP in die Medizingeschichte eingegangen, der armer Kerl. Ansonsten arbeitete er nämlich durchaus solide.