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lustige tode

beitrag von: samya

lebt wohl. mein ist die rache.

mehr als zehn jahre ist es her, dass ihr geweint habt um mich auf dem friedhof am rande der stadt. schon damals musste ich lachen. gehört hat es niemand. zu sehr wart ihr mit euch beschäftigt. eine komische truppe seid ihr gewesen. eure trauer schlecht gespielt. ein billiges lustspiel. keiner kannte mich je wirklich. allen war ich fremd. mein leben lang habe ich viel kraft dafür aufgewendet. es war immer hohe kunst. euer applaus war klein und leise. ich musste genau hinhören. gebraucht hätte ich mehr davon. mein abgang war mein letzter grosser auftritt. präzise geplant samt zuschauerinnen in der ersten reihe fussfrei. gelacht habe ich an jenem sonntag im sommer mehr innerlich. einfach so abhauen und euch ein chaos hinterlassen brauchte mut. ich erlaubte es mir. immerhin war ich hochwohlgeboren. eine gräfin. blaublütig verwandt mit dem britischen königshaus. an der nase hätte man es erkennen können. ich hab' sie in jungen jahren operieren lassen. täglich lache ich. über euch.

review von: rebekka kricheldorf

ein hauch von gothic durchweht diese geschichte. edgar allan poe gefällt das! ein arrangierter fake-tod, geistergelächter aus dem jenseits? jedenfalls scheint sich hier jemand mittels morbidem coup de theatre vom sozialen theater vorgespielter zugehörigkeit befreit zu haben. Sprachlich ungenau wirds in der mitte des texts: "mein leben lang hab ich viel kraft dafür verwendet" (für was?) "es war immer hohe kunst" (was?)
samya hamieda lind sagt
31.05.2024 07:30
danke. ich arbeite daran