beitrag von: nhimmelsbach
das geschenk
der arm ihres mannes war jetzt kühler als der luftzug durchs halbgeöffnete fenster. vogelstimmen, morgensonne, die windbewegte gardine, erste autos. sie nahm die hand nicht gleich weg: ein moment der ruhe, ehe es losging und die anrufe erledigt werden mussten zwischen all den entscheidungen, die jetzt zu treffen waren, die wahl zwischen erde und feuer nur eine von vielen.
als sie aufstand und den körper unter sich liegen sah, der ohne weiteres bedürfnis nach luft oder nahrung lediglich platz und zuwendung nötig hatte, überkam sie unvermittelt eine aufgeregt, zärtliche freude, als hätte ihr jemand einen riesigen teddybären zu weihnachten unter den christbaum gelegt,so groß wie sie selbst.
sie lächelte, erstaunt über die empfindung, die sie immer heftiger erfasste und mitriss, bis sie schließlich hellauf über dem bett lachend wieder zu sich fand, zuletzt den finger auf die lippen legte und in den raum hinein sagte: "davon erzählen wir niemand, nicht wahr?", bevor sie aus dem zimmer ging.
review von: rebekka kricheldorf
sehr geschickt, wie einen der text mit seiner sanftheit einlullt und mit windhauch & vögeln etc. einen zarten, intimen moment aufbaut, um ihn dann elegant zu vergiften!