beitrag von: trivialpoet
Standesgemäß
Wasser konnte er nie leiden
unser Selfmade Milliardär,
doch es ließ sich nicht vermeiden
eine Jacht, die musste her.
Denn in den illustren Kreisen,
wo er pflegte den Verkehr,
galt’s Finanzkraft zu beweisen,
mit Gefährten für das Meer.
Meterlang und ellenbreit
lag sein weiß getünchter Schatz
unterm blauen Himmelsweit,
dümpelnd sanft am Liegeplatz.
Ja, mit ihr aufs Meer hinaus,
darauf war er nicht erpicht.
Schippern war für ihn ein Graus,
schwimmen konnte er ja nicht.
Selbst bei manchem großen Feste
zwischen Bar und Fischbuffet
trug er eine Rettungsweste,
eingedenk der nahen See.
Eines Nachts nach viel Getränk,
trieb es ihn an Deck.
Trunken noch und ungelenk
schwankt er zum Heck.
An der Reling blieb er steh’n,
je durch Angst erwacht.
Beim beherzten Rückwärtsgeh’n
seufzte er ganz sacht.
Andern morgens stand die Crew
konsterniert, die Stimmung grau,
an des Pooles Grabesruh’
starrte still ins Blau.
review von: rebekka kricheldorf
hahaha. feines, fieses gedicht. auch sprachlich sehr gelungen, daran finde ich nun wirklich nichts zu meckern. nur eine haarspalterische inhaltsfrage: kann man (heutzutage) noch selfmade milliardär werden? geht das nicht nur über ein dickes erbe? (es heißt doch überall:"keiner wird mehr durch arbeit reich"...)