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lustige tode

beitrag von: groegerr

Schläferstündchen

Beim Vorsprechen sagte man mir, dass ich die perfekte Stimme für die Nachtsendung hätte. Das Konzept der „Late Line Show“ mit mir als Schnarchnase floppte jedoch. Niemand rief an, alle schliefen. Ich musste mich selbst interviewen. Der Intendant war trotzdem begeistert. Die Quote war noch nie so stabil. Die Leute ließen ihr Radio laufen, während sie vor sich hinratzten. 

Zu Hause das gleiche Trauerspiel. Kaum las ich meiner Tochter vor, da fielen ihr bereits die Äuglein zu. Und wenn ich meiner Frau von meinem Kummer erzählte, schnarchte sie sofort. Mein Gesäusel wirkte stets stärker als jedes Narkotikum.

Ich tue nun, was jeder begnadete Sandmann tun würde. Ich habe mich monatelang im luziden Träumen ausgebildet, sodass ich mir selbst im Schlaf noch gut zureden kann. Heute halte den langweiligsten Monolog der Menschheitsgeschichte. Ich quatsche mich in die ewige Ruhe durch eine Überdosis Einschläferei.
Ich werde müde...so unendlich...müde...empfang...mich...Schlafes...Bruder....

review von: rebekka kricheldorf

interessanter einfall: jemand, der sich selbst zu tode langweilt...mir gefällt auch sehr die radiosendung mit den schlafenden hörern bei stabiler quote. bei der tochter frag ich mich: ist nicht der sinn des vorlesens, dass die kinder dabei einschlafen? da würde ein kräftigerer kontrast die absurdität erhöhen (einschlafen auf einem kindergeburstag/ beim einkaufen oder ähnlichem)