beitrag von: bihamme19
A schene Leich´
In Maria Psalm bettet man den toten Körper auf Samt in einem Sarg aus robuster Eiche, wählt mit Sorgfalt die letzte Bleibe.
Tante und Onkel – beide erst Mitte 60 – haben die Grabnutzungsgebühr aufgebracht, sich den Ausblick über unser kleines Dorf und den Sonnenuntergang gesichert. Auch der Grabstein aus hellem Marmor steht bereits, die Goldlettern mit ihren Namen und Geburtsdaten sind eingraviert, die Ersparnisse geschrumpft.
Und jetzt das! – Eine Leerstandsabgabe sollen sie zahlen. Eine famose Idee des Herrn Pfarrers – Chapeau! – Für Tante und Onkel eine Katastrophe.
„Na, vermiet´ma´s halt befristet." Und die Inschrift? „Die bleibt!"
A Zuag´raster akzeptiert die Bedingungen. – Das Grab belegt, die Kosten amortisiert. Ein Aufatmen.
Bald schon fühlt sich der Onkel nicht wohl, wird krank, stirbt.
Und jetzt? – Der Onkel ist tot, die Tante verzweifelt; mietet für ihren Poldi eine fremde Ruhestatt – nur vorübergehend.
Herr Pfarrer, hoffentlich behalten Sie den Überblick!
review von: rebekka kricheldorf
die absurdität der grabstättennutzungsgebührenordnung ist auf jeden fall ein gutes literarisches sujet. immobilienkrise, the next level! (lektüretipp: dazu gibt's ein sehr schönes kapitel in scott mcclanahans schrägem familienroman "crap".)