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wut und wutausbrüche

beitrag von: schreiberin

Red mit mir! III

Seit einer halben Stunde sitzen wir im Wohnzimmer. Mama im Fauteuil, die Katze auf dem Schoß, ich im Sessel mit der wackeligen Lehne vis à vis. Mama redet. Wie immer redet sie ohne Unterlass. Sie redet ohne Punkt und Komma, bis jeder Besucher in den Seilen hängt und auf allen Vieren bei der Tür rauskriecht. Mama, Peter und ich, wir haben uns getrennt, sag ich mitten in ihren Redefluss. Mama hält kurz inne. Ah ja, sagt sie nur. Und schon erzählt sie von ihrer Zahnprothese, die nicht mehr hält, und dass der Zahnarzt erst in zwei Wochen einen Termin hat für sie. Mama, sag ich jetzt laut und scharf und richt mich dabei auf. Mehr fällt dir dazu nicht ein? Warum fragst du mich nichts, Mama? Willst du nicht wissen…? Die Katze stellt die Ohren auf. Na komm, ist ja alles in Ordnung, sch…sch…, sagt Mama. Sie sagt es liebevoll und ruhig, und mir ist zunächst nicht klar, ob sie die Katze meint oder mich. Aber im nächsten Moment ist Mama schon beim Streit mit dem Nachbarn, dem Idioten, der immer seinen Strauchschnitt über den Zaun in ihren Garten schmeißt, und beim Penny-Markt, der kein ordentliches Fleisch mehr hat, seit sie den neuen Fleischhauer haben. Scheiß auf das Fleisch, sag ich und steh abrupt auf. Die Katze erschrickt und springt auf den Boden. Und Mama sieht auf und wischt die Katzenhaare vom Schoß. Er hat eh nicht gepasst zu dir. Ja klar, schrei ich jetzt, und so schön getan hast du ihm! Ich fass es nicht! Er war halt dein Mann...

review von: Angela Lehner

Um Verwirrungen vorzubeugen, könnten Dialoge optisch hervorgehoben und nicht einfach in den Fließtext eingearbeitet werden. Auch Absätze können dem Text guttun. So bekommt ein Witz wie "auf allen Vieren rauskriecht..." den nötigen Raum, um nachzuwirken.

Die Wut kam in der zweiten Version des Textes “besser” zum Ausdruck, und ich fand die Protagonistin und ihre inneren Konflikte interessanter. Du musst keine Eskalation einbauen – das Gefühl muss sich nicht in Ausfälligkeiten steigern. Die Erzählung entfaltet ihre größte Kraft dort, wo sie die Verletzung der Figur durch das Verhalten der Mutter eindringlich beschreibt. Du kannst sogar eine Steigerung der Wut darstellen, ohne dass diese sich nach außen manifestiert. Möchtest du es noch einmal überarbeiten?
eva schreiber sagt
16.10.2024 15:57
Liebe Angela, grad hab ich das Gefühl, ich schreib die Geschichte zu Tode. Ich lass sie ein bisschen liegen und mach dann einen frischen Blick drauf.