onlineklasse mit martin fritz
schriftsteller, performer und literaturwissenschaftler (innsbruck).
4. november bis 16. dezember 2019 (kostenfreie teilnahme, einfach registrieren!).
aufgabe 1 auf sfd.at, aufgabe 2 via twitter.
info >> www.sfd.at/twitterklasse
martin fritz:
eine der spannendsten aktuellen sprachentwicklungen und impulse für
literatur ist wohl diese merkwürdige kunstsprache, die sich seit ein
paar jahren auf twitter entwickelt hat. denn das soziale netzwerk
twitter.com wird tatsächlich außer fürs sinnlose streiten und die
sinnvolle verbreitung von süßen tierbildern auch für so etwas wie
literatur genützt. durch die limitierung auf die wenigen zeichen und die
schnelle taktung des immer wieder neues rausballerns, die
serialisierung, ver-meme-isierung und virale verbreitung und verwurstung
von allem, auch dem fehlerhaften, von glitches und fragmenten, die sich
dann wieder in tausend milliarden kleine und kleinste subströmungen
zergliedern und ausbreiten, haben wir hier ein lebendigstes
sprach-biotop, einen sprach-fleischwolf, in dem von außen betrachtet
vermutlich leicht befremdlich wirkende sprachverwendungen und
weltaneignungen erprobt oder halt ganz einfacht: gemacht werden.
ist es zerstückelung, verhunzung und niedergang von sprache und dichtung oder
kreative ständig-adhoc-neuschöpfung, merkwürdige semiotische ursuppe, in
der alles möglich ist? oder beides? wir schauen mal genau hin: bildet
sich hier gerade ein eigenes poesie-genre (“twitteratur”?) heraus, oder
ist es eine art proto- und para-literatur, die sich da zusammenbraut?
oder etwas ganz neues, für das wir noch keine begriffe haben, das
vielleicht erst später als die poesie unserer zeit erkannt werden wird
(oder eben nicht!)?
wir suchen die absichtsvollen, versehentlichen, in
kauf genommenen, (zu sehr oder zu wenig oder gerade richtig) gewollten
poesieentwicklungen zwischen drukos, drükos, threads, replys, bots und
tweets und schreiben selbst wertvolle und spezielle tweets.
info & teilnahme >> www.sfd.at/twitterklasse
martin fritz
*1982, studium der vergleichenden literaturwissenschaft und deutschen philologie in innsbruck, dissertierte zu systemtheorie, popkultur und web 2.0. zahlreiche veröffentlichungen in anthologien, schreibt u.a. für fm4 & the gap, auftritte bei poetry slams; vielfache auszeichnungen, stipendien und preise (2009 literaturpreis wortlaut von fm4, 2010 rauriser förderungspreis, 2018 literaturpreis der universität innsbruck). war mitglied der 1. innsbrucker lesebühne “text ohne reiter”, ist teil der innsbrucker lesebühne “FHK5K”. einzelpublikation: intrinsische süßigkeit (lyrik, bergerverlag 2013).
weblog: https://assotsiationsklimbim.wordpress.com
twitter: https://twitter.com/mauszfabrick