beitrag von: peregrini
Café Kafka
kommt eine zeile geflogen
wieder im unpassendsten moment
weiss schon - es ist lieb gemeint
auch wenn triefend vor spott und hohn
gesagt ist gesagt
und wird nicht wieder gut
auch die nächste zeile macht sich auf
setzt an, hebt das wort
verschluckt sich
an den grenzen meiner möglichkeiten
heute ist wie jeder tag
ein schöner, ein schircher
einer zum spazierengehen
nur der kaffee ist sicher
und die nächste zigarette
setzt sich zutraulich zu mir
review von: augusta laar
sehr cooles gedicht das vom prozess des schreibens berichtet, nonchalant und ohne aufregung aber auch melancholisch, also vom vergnügen an der traurigkeit. die zeile kommt geflogen im unpassendsten moment, genau so erleben wir das, lieb gemeint, ja, aber verwandelt sich sofort in "hohn und spott", verschluckt sich „an den grenzen meiner möglichkeiten“ - hier fehlt mir nichts in dem gedicht. es zeigt wahre, delikate und vielschichtige Gefühle beim schreiben. der schluss ist absolut gelungen, eine wendung zur realität - im kaffeehaus gibt es den kaffee und die zigarette, zutraulich setzt sie sich zur dichterin, das ist ihre sicherheit. das schreiben bewegt sich auf unsicherem gelände, aber wie schön ist dieses gedicht geworden in seiner wunderbaren unsicherheit.
danke fürs foto!