beitrag von: peregrini
bekannt aber nicht gewusst
allen ist alles bekannt
das ich kann nicht mehr -
mir ist schlecht
das es wird wieder besser -
oder auch nicht
das warten und hoffen -
ohne jeden grund
bis das warten und hoffen
auf leben
abgelöst wird durch das warten und hoffen
auf den tod
bis dahin werden wir uns gütlich tun
an deinen verfehlungen
beobachten und bewerten
maßnehmen und kommentieren
nachher, das geben wir zu
hätten wir doch nachsichtiger sein können
und unser
das haben wir nicht gewusst
nicht zu ende gedacht
ausgeblendet und belacht
muss als entschuldigung reichen
Café Clinicum
review von: augusta laar
erst mal stolpert man über das gedicht und fragt sich, wer wie was? das ICH würde ich betonen, z.B. in kursiv, das ES genau so. in der 3. zeile der perspektivenwechsel kommt etwas plötzlich „mir ist schlecht“ ist eher „ihm (dem ICH) ist schlecht“ gemeint?. warten und hoffen ohne jeden grund, ist wohl die grundstimmung des gedichts. warten - auf das leben und auf den tod, das sind die großen fragen der menschen, sowieso. bis dahin gibt es zynisches, messen und bewerten, das kanns ja wohl auch nicht sein, das leben? späte erkenntnis, aber durchaus biblisch. für mich ist das gedicht fast beichte, oder könnte eine litanei werden, geht in die richtung, dafür aber fehlt mir noch die passende form. auch ein paar details könnten hilfreich sein, um es für uns spannender zu machen? wörter wie "gütlich, verfehlung, nachsicht" finden wir in jedem psycho ratgeber. gibt es evtl. andere wörter die das eigentlich tiefe gefühl besser treffen?
die "entschuldigung" klingt bitter, das ICH könnte herausfliegen aus der zynischen weltsicht und mal von weiter weg darauf schauen? es muss ja nicht alles gut sein, aber vielleicht ein bisschen mit farbe, luft, gezwitscher? oder den psycho ratgeber richtig auf die spitze treiben, ganz viele dieser wörter in anordnungen aufmarschieren lassen? das könnte auch richtig spaß machen ...