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café gerstl

beitrag von: SusannaM

Bekannt

allen ist alles bekannt
dass die Bekannte seine Freundin mit getrennter Wohnung ist,
mit ihrem Bekannten im Kaffeehaus verabredet ist.
Sie eine pikante Bekannte ist, mit der man sich nach Bedarf trifft.
Das Bekanntwerden dieses Umstands überrascht nicht . 
Das Bekanntsein verwickelt sie in die Distanz zur Masse.
Nach Nähe suchend, die Liebe und Intimität verschweigend, werden SMS geschrieben.
Eine Zeile kommt in ihre Einsamkeit.
Sie bemerkt sie noch nicht, sie ist vertieft in ihrem Sein.
Das Hoffen erhält eine Antwort?
Belanglos unnahbar.
Sie antwortet ihrem Verlangen.
Sucht nach Worten, die er nicht versteht.
Die Zeilen verfliegen, kommen nicht an, es ist ein Desaster, sie kapituliert.

    

überall


review von: judith nika pfeifer

wer-mit-wem-getränkter suspense, der in neue realitäten überführt, ohne dass das sehnsüchtige lieben und leben erträglicher würde. vom cafe & "allen ist alles bekannt" aus verfolgen die zeilen eine andere richtung – weit weg in innere welten, enorm einprägsam das ende, die kapitulation. das aufgeben einer unerfüllten sehnsucht ist ebenso wie die kommunikation zugleich desaster und erlösung. erhält das hoffen denn eine antwort? ist das „belanglos unnahbare“ bereits die antwort? oder die wiederholungstaste, eine vorreilige bewertungsfalle, die zur kapitulation führt? wäre es möglich, das „belanglos unnahbar“ mit worten zu bebildern? und wenn nicht, falls zu profan, es ohne fragezeichen vom zeilenumbruch her mit der antwort zu verbinden? schön das spiel mit der suche nach worten – „Sucht nach Worten, die er nicht versteht.“ – gerade so, um nicht verstanden zu werden. merci dafür!