beitrag von: portulak
Senioren-Kaffee
kommt eine zeile geflogen
rauscht Bergwald runter
kreist über Kleinstadt
setzt sich vor Tee
um mich Alte
festgetackert
aus beigem Ärmel
aus brauner Hose
tropft Verwesungssaft
kommt eine Zeile geflogen
hau ab Zeile!
review von: judith nika pfeifer
so kann man es natürlich auch machen, klingt nach einem abschluss mit der vergangenheit und zugleich mit der zukunft. die zukunft scheint allerdings schon länger verbaut und zurückgewiesen. das miteinander der fliegenden zeile und „der alten“ (festgetackert) als performative situation definiert – man könnte meinen, die zeile als tanzendes flugobjekt ist zugleich stark & zart, um uns lesende/zuschauende an dem teilhaben zu lassen, was sich da abspielt: „hau ab!“. wir lesenden müssen uns ja in gewisser hinsicht mit dieser, in ihrer stärke auch fragilen zeile, identifizieren können. ihre unbekümmertheit, die naivität, die virtuosität bewundern. und ebenso bloß anders mit "der alten". spannend wäre, wie es denn weiter ginge, wenn die zurückweisung „hau ab!“ keine ist. wenn das scheitern (der zeile) wo zu landen bzw. anzukommen, uns die „performativen helden“ näher bringt: vlt eine zeile, die als idiotisch-naive flugartistin nach dem fehlversuch neu ansetzt? wie es sich wohl eine strophe weiter liest? und um welche sorte tee es sich z.b. handelt? würd mich freuen, das zu lesen. herzlich, nika