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café gerstl

beitrag von: Voila01

Übertreibung

allen ist alles bekannt


Geh ich ins Café Landtmann,
zieh ich mein schönstes G’wand an.
Doch in das Café Hawelka 
geh ich nur als a Nackata.

Es ist im Café Oberlaa,
wenn du ihn brauchst, kein Ober da.
Und auch im Café Ritter.
Das Warten ist schon bitter.

Zahl ich im Café Demel,
haut es mich fast vom Schemel.
Bleibt mir noch Geld, verteil es
ich dann im Café Eiles.

In das Café Central
geh ich pro Tag zwei Mal.
Verprass im Palais Ferstl
mein allerletztes Gerstl.

Elfriede Gerstl fand:
Allen ist alles bekannt.
Das find’ ich übertrieben.
Ich kenne grad mal sieben
Kaffeehäuser in Wien,
weil ich Touristin bin.

    

review von: augusta laar

liebe dichterin, dieses gedicht ist großartig, quasi die essenz unserer kaffeehaus-ausstellung und café gerstl online-klasse. es erfreut mich und macht mir spaß, es liest sich wunderbar, es schließt alles vorher mit ein und schließt nichts aus. es ist da wie angeflogen und ist doch genau konstruiert. das reimen schadet ihm gar nicht, macht es nur umso geschmeidiger. auch sehr schön: dass es nicht zu kurz ist, sondern genau richtig von der länge und den strophen. der abschluss überraschend und witzig, von der drehung des geschehens her, wir erwarten ein weiteres kaffeehaus und dann geht es tatsächlich um elfriede gerstl und ihr gedicht. gerstl hatte ja eher die kunst der untertreibung geübt, das wird hier gekonnt und fein paradiert, einfach sehr gelungen. es soll ein klassiker werden, das wünsche ich ihm. großen dank und chapeau für dieses feine vergnügen am frühen abend.
Claudia Karner sagt
16.05.2018 12:13
Liebe Frau Laar,
herzlichen Dank für Ihre Kritik. Ihre ausführliche, respekt-, um nicht zu sagen liebevolle Kritik im allgemeinen hat mit sehr gut gefallen.
Es freut mich, dass Ihnen mein Gedicht Spaß gemacht hat.
Volker Teodorczyk sagt
16.05.2018 17:40
als ich dein werk endeckte, habe ich sofort an dich gedacht.
toll gemacht.aber von dir bin ich ja nichts anderes gewohnt.