beitrag von: Flaneuse
Rüdigerhof
kommt eine zeile geflogen
während er in die zeitung und sie in die luft starrt.
er wechselt die Zeitung, sie die Blickrichtung.
er schaut nicht auf, sie in die Kaffeetasse.
schweigend hauen sie sich die sätze um die ohren.
im windfang fragt ein filmplakat
"was hat uns bloß so ruiniert?"
review von: augusta laar
in diesem kurzen gedicht gibt es dicke luft. eine beziehung scheint sich aufzulösen oder zumindest befindet sie sich in anspannung. das gedicht gefällt mir zunächst besser als die beziehung. dann aber der mittlere vers "schweigend hauen sie sich die sätze um die ohren" ist mir zu drastisch, dieses bild gibt die beziehung nicht her, die ja nicht gewaltsam endet, die sich da eher aushaucht als konkrete taten verrät. könnte auch sein dass sie noch gar nicht begonnen hat und eigentlich ihre nicht vorhandene zukunft verspielt? und das schweigend? die zeile, die geflogen kommt, ist aber alleine gelassen, hat ausser der erwähnung nichts zu tun, so scheint mir, oder ist sie beteiligt an der grausamkeit der schweigenden wortschlägerei? das gedicht hat etwas echtes, das berührt, die zeitung, die kaffeetasse, die blicke. die zeile sollte schon eine bedeutung bekommen in der szenerie, und die um die ohren gehauenen schweigenden sätze könnten ein paar wilde brüder bekommen, zumindest möchte ich das irgendwie schlüssig finden, warum sich so plötzlich diese aggression auftut in der vorher eher zarten stimmung. oder ist das die zeile die geflogen kam? oder könnte man einfach diese zeile weglassen? zu drastisch?