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café gerstl

beitrag von: fruppik

ohne Titel

kommt eine zeile geflogen
im traum.
ich sitze mit ernst jandl im altwien und zeige ihm meine neu entwickelte montagetechnik. ich breite unzählige papierschnipsel auf dem tisch aus - aus zeitungen ausgeschnittene wörter, nach einem bestimmten prinzip ausgesucht und nach einem von mir entwickelten system zusammenfügt. jandl ist sehr interessiert, stopft sich die pfeife, blickt über seinen brillenrand und sagt: „sehr interessant - eine innovation!“

    

Altwien

ohne Titel

review von: augusta laar

hier ein stück kurprosa, ein traum von einer begegnung mit ernst jandl im café altwien, ein traum von kreativem austausch und interesse beider protagonisten, erst jandl, einer der berühmtesten österr. schriftsteller , der schon lange tot ist, und einen gewissen hang zur akribie hatte, es gibt unendliche listen von ihm. er hätte sich vielleicht wirklich für die neue montagetechnik interessiert. man denkt dabei vor allem an Hertha Müller, sie hat in einer lesung in basel erklärt wie sie das macht, ihre montagetechnik. es hatte eher die anmutung von fleiß und pedanterie oder eben akribie, mit ihren schächtelchen und kommödchen und tausenden wohlgeordneten schnipseln, als wäre sie eine insektensammlerin. aber auch die verehrte friederike mayröcker lebt unter schnipseln und körben voll artikeln. ja, so leben sie, zumindest lesen wir das so. das sind die großen. und wir, machen wir es ihnen nach? nein wir träumen davon ein gespräch mit ihnen zu führen, doch müssen wir das ganze nicht mehr ausführen. wie gut und heilsam ist doch das träumen, daher: ohne titel. ein schöner text. - und das schöne foto dazu!