beitrag von: Flaneuse
Cafe Menta, Radetzkyplatz
allen ist alles bekannt
allen war alles bekannt
abtauchen in meine worte
und wieder auftauchen
vor den großen fenstern
kurven die Straßen und die bahnen
auch kein unbeschriebenes blatt
dieser platz in der nähe des wassers
war allen alles bekann?
"nichts ist für die ewigkeit"
sagt die frau am nebentisch
review von: augusta laar
eine dichterin schreibt im café menta am radetzkyplatz, sie ist versunken in ihr schreiben, ihre eigenen worte und gleichzeitig in die vergangenheit des ortes, an dem sie schreibt. was ist ihr bekannt, was war ihr bekannt? im hier und jetzt gibt es fenster, straßen und bahnen. aber klar ist ihr, dass dieser platz kein unbeschriebenes blatt ist, dass er wohl eine bewegte geschichte hat (das bild des wassers weist darauf hin) - wer wußte von der geschichte? ist sie düster? oder ist sie nur vergessen? wir schreiben an orten und deren geschichte lebt mit uns weiter, auch in unserem schreiben? so hätte ich das gedicht verstanden. das ende ist tröstlich: nichts ist für die ewigkeit, sagt die frau am nebentisch. das düstere nicht, das helle nicht, halten wir uns an das gedicht, ein lichtblick, ein stück poesie, das alle geschichten durchweht.