beitrag von: RobLaermans
Für Elfriede
allen ist alles bekannt
Niemand fragt mehr.
Eine Uhr tickt hinter der Theke.
Davor hocken sie. Schauen auf ihre Gläser.
Zigaretten qualmen. Der Atem der Hockenden färbt die Tapeten gelblich-braun.
Klaus bestellt sein zweites Bier. Nach dem dritten vergisst er seine Arbeit.
Noch ein Stamperl und Peter erzählt von früher.
Birgitt mag Averna, trinkt aber nicht gerne alleine.
Bernd stößt mit Helga an und legt seine Hand auf ihren Schenkel. Er verspricht ihr noch ein Glas, für einen Blick unter ihr Kleid.
Karin stellt sich an die Theke, ruft nach einem Rotwein und sucht die Nähe zu Heinz.
Costa bestellt Ouzo für alle, faselt dabei von seiner Heimat.
Julia und Pia kommen von der Bar gegenüber. Der Wirt hebt seine Hand zum Gruß. Er schaut schon nicht mehr zur Tür.
In der Ecke grummelt Max: „Zusammen ist man weniger allein.“, aber er mag die anderen nicht.
review von: augusta laar
wenn dieses gedicht das letzte der café gerstl klasse ist, was durchaus sein kann, dann bin ich sowieso sehr glücklich darüber. hier wird gerstl gekonnt nachgezeichnet, dennoch ganz eigen und gegenwärtig, in hommage an die dichterin, mit schöner verbeugung. die uhr tickt, also die zeit vergeht eh, ihre zeit und unsere zeit. das kaffeehaus bleibt, als zeitloses ufo, sie war da, wir waren da. die skurrilen gestalten, die außenseiter und normalos, alle versammeln sich nochmal zum defilee, ihr zu ehren. der dichter hat den roten teppich für gerstl ausgerollt, er huldigt ihr mit dem gedicht und führt ihre gedanken weiter. ihre attitüde des gekonnt beiläufigen, der zugewandten melancholie bei gleichzeitigem ennui. das gedicht schließt: In der Ecke grummelt Max: „Zusammen ist man weniger allein.“, aber er mag die anderen nicht. - mehr gerstl geht nicht, das hätte ihr gut gefallen, sagen wir. sage ich jedenfalls. vielen dank für dieses grandiose abschlussgedicht.