beitrag von: barmos
Zwanzig zu eins
Die Zeit läuft uns davon, das wissen wir seit gestern, wir müssen noch so vieles aufholen, in ein Jahr die nächsten 20 packen, du schlichtest 20 Jahre in ein Jahr. Du holst die zwölf Monate heraus aus dem Jahr, breitest sie aus, zwickst die unliebsamen ab wie ein paar verwelkte Blüten, du ordnest die guten neu hinein, hinein in das Jahr, sie entfalten sich, dehnen sich aus, sie sind plötzlich so groß. Du teilst sie ein in tausende Parzellen, ganz geschickt, wie kleine Bienenwaben, jetzt reicht auch die Zeit, vor uns liegt noch so viel. Wir stecken unseren Kopf in eine der Bienenwaben, ganz vorsichtig lugen wir hinein, es ist ein lauer Sommerabend, wir sitzen ihn dieses Mal bis zum Ende aus. Mit dem Hinterteil zwängen wir uns wieder nach draußen, wir fliegen die nächste an, hier trocknet Wäsche an der Sommerluft. Die Parzellen sehen von oben aus wie ein geometrisch angelegter Acker, wir laufen über den Acker, über kniehohes Gras, du läufst, läufst der Zeit davon, ich renn dir hinterher.
review von: anna weidenholzer
sehr starke bilder! tw. könnte man noch ein bisschen straffen, zb. gleich im ersten satz: "in ein Jahr die nächsten 20 packen, du schlichtest 20 Jahre in ein Jahr" - sehr schönes bild, aber "20 jahre in ein jahr" nimmt dem ganzen dann an kraft. vielleicht nur "du schlichtest sie (sorgfältig/konzentriert/...) hinein"?