beitrag von: Rouven
Ich bin da
Es hätte gestern gewesen sein können oder niemals. „Diesen Moment werde ich nie vergessen…“, hört sich mein Verstand sagen. Damit liegt er, wie immer, haarscharf neben der Wahrheit. Grad als ob er zu dick wäre, durch jenen Spalt in den lebendigen Moment zu schlüpfen, welchen meine Sinne ihm in jedem Moment auftun.
Auf einem Sims an der gegenüberliegenden Hauswand, die ich durch mein schlieriges Dachfenster sehen kann, steht unbewegt eine Topfpflanze in der lauen Februarsonne. Schon immer. Dieser Anblick übergießt mich mit einem unerklärlichen Gefühl der Zeitlosigkeit. So lange ich nicht denke, liegt Friede auf meinen Schultern, schwer und ungelenk aber unschuldig wie ein alter Kotzen.
„Wie lange willst du da noch rüberstarren?“ Wie ein widerwilliges Kind gebärdet er sich und schmiert mit seinen kurzen Gedankenfingern jede durchschimmernde Stelle an seinem niederen Plafond wieder zu. „Ich bin da“, flüstere ich ihm zu, von einem Ort, den ich nicht kenne.
review von: anna weidenholzer
sehr schön, das spiel mit dem verstand und dem glück. du könntest noch ein paar adjektiva rauskicken, die es nicht braucht und die den erzählfluss aufhalten. zb. "unbewegt" im 2. absatz, die pflanze steht auf dem sims, da bewegt sie sich ohnehin nicht. oder sind ihre blätter gemeint? "schon immer" ist auch etwas unklar, wenn es sich auf die februarsonne bezieht.