beitrag von: schreiberin
kaltwarm
zu viele menschen, zu viel gerede, zu viel getue, zu viel in zu kurzer zeit, alles zuviel. also geht sie hinauf auf die alm. keine menschen mehr, kein denken, nur tun. abends allein. allein essen, allein einschlafen, allein aufwachen in der nacht. es ist kalt. keiner da, der wärmt. daliegen und frösteln, kein einschlafen mehr. sie steht auf, nimmt die schwere decke und die windel. geht nach draußen, hinüber zum stall. legt sich zum kalb, zieht die decke über den kopf, saugt an der windel bis sie keinen speichel mehr hat. drückt das weiche feuchtwarme gewebe unter die nase, wie damals, als kind. sie atmet den tröstlichen geruch der speichelfeuchten windel, spürt die wärme des kalbes, bald lächelt sie im schlaf.
review von: anna weidenholzer
fein, das hat einen guten rhythmus! im ersten satz ist ein bisschen viel "zu viel", vielleicht so? "zu viele menschen, zu viel gerede, zu viel getue, alles zu viel in zu kurzer zeit." im letzten satz könnte man "der speichelfeuchten windel" streichen, ist auch so klar.