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advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 23

beitrag von: schreiberin
Zufrieden wischt sich Aisha mit dem Handrücken über den Mund und sagt: „Danke!Das war herrlich! Ich muss leider gleich wieder los!“ „Wie lang musst du heut arbeiten?“, fragt Songül. „Bis vier, du ahnst ja nicht, wie viele Leute in letzter Minute noch Sneakers kaufen“, sagt Aisha. „Ciao!“ Und schon ist sie dahin. Was sie nicht dazugesagt hat, ist, dass sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, den netten Typen im weißen Anorak mit der Fellkapuze wiederzusehen. In der Rauhnacht hat sie sich gewünscht, dass er plötzlich vor ihr steht. Extra geräuchert hat sie, damit der Wunsch mit dem Rauch in den Himmel aufsteigen kann. Seither hat sie alle Sinne auf Empfang, sobald sie die Wohnungstür hinter sich zumacht. „Es kann jeden Augenblick passieren“, hat ihr die alte Astrologin gesagt, die ihr Horoskop erstellt hat. Als Aisha den Sneakersladen betritt, scannt sie den Raum und fühlt eine leise Enttäuschung. Dann atmet sie tief durch, sie strafft die Schultern, setzt ein Lächeln auf, räumt Schuhe her und Schuhe weg. Um vier sperrt Wörnie die Ladentür zu. Er macht eine Flasche Sekt auf und überreicht jeder der Angestellten ein Kuvert mit einem 50-Euro-Gutschein. Einzulösen in seinem Laden. „Wie ein Ziegelbaron“, denkt Aisha. Sie trinkt aus und schnappt sich ihre Jacke. „Schöne Weihnachten alle miteinander“, sagt sie. Als sie die den Laden verlassen will, rennt sie gegen einen jungen Mann. „Wir haben leider schon zu“, sagt Aisha. „Ich weiß“, sagt Michael. „Ich hab auf dich gewartet!“