als fortsetzung ausgewählt
advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 3
Der Ober, der gerade auf einem Tablet einen kleinen Braunen und ein Glas Wasser balanciert, zwinkert ihr zu. „Warma einkaufen, Fräulein Josephine“, sagt er mit einem Blick auf ihre Schuhe. Josephine lächelt, sie dreht sich um, hängt ihre Jacke auf und sagt nur: „Wie immer, Herr Franz!“ Der Herr Franz ist fast so schnell bei ihrem Platz wie sie selber. Er stellt die heiße Schokolade hin und fragt: „Darfs ein warmer Apfelstrudel sein?“. „Für mich auch bitte“, sagt jemand hinter ihm. Der Jemand wickelt den Schal vom Hals, stopft ihn in den Mantelärmel und schleudert den Binkel auf den leeren Platz neben Josephine. "Die Sneakers sind besser, als jede Rose", sagt er, und dass er sich freut, und dass er der Ernsti ist. Hätte sie jetzt nicht ihre Rüstung an, würde sie sagen: „Ich glaube, Sie verwechseln mich!“. So sagt sie: „Was hast du denn geraucht?“ "Ich rauch nicht", sagt der Ernsti, und dass sie ihm ruhig den Namen verraten kann, jetzt, wo sie schon per Du sind. „Ich glaub, ich bin im falschen Film“, denkt Josephine. Bei der Eingangstür stampft jetzt eine junge Frau den Schnee von den Schuhen, sie nimmt die Baskenmütze ab, schüttelt die blonden Locken auf ihre Schultern und schaut sich suchend um. „Hätten Sie ein freies Platzerl für mich?“, fragt sie bei der Budel, wo der Herr Franz gerade die Apfelstrudel herrichtet. „Hinten links, die Dame“, sagt Herr Franz. Und als sie bei dem Tisch von Josephine und Ernsti vorbei marschiert, schauen beide gebannt auf ihre Schuhe. „Ich glaub, dein Blind date ist da“, sagt Josephine, und dass er den Apfelstrudel gleich mitnehmen kann zu dem anderen Tisch. „Der Herr zahlt“, sagt sie noch zum Ober Franz, bevor sie die Tür hinter sich zufallen lässt. „He“, ruft Ernsti, dann packt er seinen Mantelbinkel und geht zu dem Tisch hinten links und sagt: „Die Sneakers sind besser, als jede Rose!“ Jaqueline hebt kurz die Augenbrauen und…
hier schreibt eine Mitstreiterin, die selbst noch nie in Wien gewesen ist, geschweige denn die österreichische (oder wie heißt das) Kaffeehauskultur genießen konnte. Aber so muss es sein, mit Ernsti und Herrn Franz!
Vielen Dank dafür und herzliche Grüße aus Köln