advenire

advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 3

Während sich Michael auf den Weg in die Reinigung macht, lässt Josephine die Kaffeehaustür hinter sich ins Schloss fallen. Und befindet sich sofort in einer anderen Welt, in der ihre knallbunten Sneaker offensichtlich fehl am Platz sind. Sie leuchten zwar nicht, aber sie sind doch strahlender als jede Neonröhre. Und Josephine strahlt mit ihnen. Heute ist nicht der Tag, um sich fehl am Platz zu fühlen. Heute ist sie ganz bestimmt nicht zur falschen Zeit am falschen Ort, auch wenn sie schon dreizehn Minuten zu spät ist. Das ist sonst nicht ihre Art, sie, die ewig Pünktliche. Doch das kann er natürlich nicht wissen. Er wartet bereits seit 27 Minuten, das wiederum soll sie nicht wissen. Er aber weiß es genau, da er jede Minute auf seine Armbanduhr schaut. Die Zeitung auf dem großen Holzständer liegt ungeöffnet vor ihm. Er hat ohnehin gewusst, dass es eine Alibihandlung sein würde, sie zu holen. Sein Gehirn ist gerade nicht in der Verfassung, um sich jetzt dem Tagesgeschehen zuwenden zu können. Mechanisch greift er erneut zum Kaffeehäferl, vergeblich, schon vor 5 Minuten hat er den letzten Schluck Melange getrunken. Möglichst unauffällig lässt er seinen Blick durch den Raum und zur Tür schweifen, er ist sich sicher, dass er sie sofort erkennen würde. Langsam beginnt der Zweifel zu nagen. Was tut er überhaupt hier? Wird sie überhaupt kommen? Er greift wieder nach seinem leeren Kaffeehäferl, aber bevor er es zum Mund führen kann, spricht ihn plötzlich ein junges Mädchen in knallbunten Halbschuhen an: „Entschuldigung, bist du K.?“