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advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 5

beitrag von: friedwart
'Sie ist Lehrerin und trotzdem cool.‘ Der Satz ist Jochen beim Frühstück in den Sinn gekommen, noch bevor dann wieder alles eskaliert ist, so verlässlich, wie kein Schnee im Dezember. 'Das gibt’s normal nicht,‘ denkt er sich, 'Lehrerin und trotzdem cool. Weil sie Chefin sein kann und es geht ihr dabei nicht um Macht, sondern um Liebe.' Bei irgendwelchen fremden Kindern gelingt ihr das und bei ihnen war’s ja auch einmal so. Und er konnte das auch, durfte manchmal die Ansagen machen, aus Liebe, so einmal der Gigel, einmal der Gogel. Und jetzt ist sie nur noch schön und lieb und mächtig für andere und sie merkt nicht, wie er sie noch immer anhimmelt und wie cool er sie findet und wie er ihre Hand nehmen und sagen möchte: „Komm lassen wir den Scheiß, das wird wieder mit uns.“ 'Das Hochzeitsgeschenk meiner Mutter,’ denkt Jochen und muss kurz lachen, 'als ob mir die beschissene Apfelspiralisiermaschine etwas bedeutet.‘ „Rausputzen muss ich mich für sie, so schaut’s aus", sagt er zu sich in dem Augenblick, in dem das Taxi hält. Er zahlt, steigt aus und geht auf Jacqueline zu, die gerade mit ihren Sneakers die Zigarette austritt. 'Kann man ja eigentlich nicht mehr tragen in dem Alter, aber sie kann’, denkt Jochen noch, bevor er ihre Hand nimmt, zuversichtlich und zärtlich. Jacqueline schaut ihn verwundert an und murmelt: „Er ist eh nicht gekommen.“ "Schade", sagt er lächelnd und denkt: 'Das wird wieder mit uns.' 
„Wie wär’s mit Tür zumachen“, hören sie im nächsten Moment den Taxler rufen, aber bevor Jochen den Wagen schließen kann, steigt eine ältere Dame ein. „Sie müssen mir helfen“, sagt sie zum Fahrer.

review von: teresa präauer

lieber friedwart, ich finde deine folge sprachlich wirklich gelungen, wenn diese folge aber an die vorhergehende angehängt werden soll, müsste vielleicht trotzdem jacqueline zuerst darin vorkommen und jochen als figur dann erst kurz eingeführt (benannt und beschrieben) werden, sonst haben wir einen zu abrupten szenenwechsel für unseren reigen. hand in hand! ich freue mich auf weitere folgen aus deiner feder, äh, tastatur.