advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 5
beitrag von: idratherbeinbed_
Brrt. Mit Schwung zieht sie ihr Handy aus der Tasche. „Bin schon im Kafka, links mit Buch, bis gleich, AL Gerard“, scheint als Push-Benachrichtigung auf. Jaqueline drückt mit der Sneaker Spitze die Tschick auf dem Boden aus und zieht sich den Kragen des Rauh-Pleathermantels enger, bevor sie mit verschränkten Armen am Eis Greissler vorbei in die Capistrangasse einbiegt. Durch die Glastür des Kafkas sieht sie einen jungen Mann, der mit einem Buch an einem der kleinen Tische sitzt. Fesch schaut er aus, in einem Dreiteiler und mit zurückgegeltem Haar. Während er liest, nimmt er einen Zug seiner krumm gedrehten Zigarette. Jaqueline zieht sich den Mantel zurecht und tritt ein in diesen Ort, in dem ohnehin alle über ihre Moleskines gebeugt oder in ihren Secondhand Büchern lesen. „Nimm einfach Heart of Darkness mit Ein Bericht für eine Akademie. Conrad und Kafka. Da schreibt sich die Arbeit über postkoloniale Kritik eh von selbst.“ Reger Austausch über Schularbeiten füllt den Raum, im Hintergrund läuft die 8 Minuten Version von Hurricane und Jaqueline steuert in Richtung des Feschlings. Sie bemerkt zwei, drei perfekt platzierte Ölfarbeflecken auf seinen überschlagenen Hosenbeinen und setzt beinahe zu einem „Bist du’s?“ an, als ihr jemand auf das Handgelenk greift: „Jacky.P. von willhaben? Ich bin’s, Scheraaaa“. Jaqueline blickt einem ledrigen Pensionisten in die Augen: „Ah, da bist du, äh Sie. Ok. 30€.“ „Komm setz dich vorher.“ Der Anzugmann beachtet sie keine Sekunde. Während Jaqueline sich genervt den Reißverschluss aufzieht und setzt, wirft sich einer der Maturanten seinen Trenchcoat über und greift sich Hut und Lederaktentasche vom Garderobenständer: „Bin jetzt z’haus essen aber wir seh’n uns um 10 wieder“. Bevor er aus der Tür geht, winkt er Gerard zum Abschied. „Ich kenne alle hier, ich gehör’ schon so gut wie zum Interieur.“ Ein kalter Luftzug bläst Jaqueline ins Gesicht, als sie dem Maturanten durch die sich schließende Glastür hinterherschaut...
review von: teresa präauer
liebe idratherbeinbed_, schön, dass du doch nicht ins bett gegangen bist, sondern hier mitschreibst. danke für deinen beitrag und willkommen hier in unserer fortsetzungsgeschichte! ich hätte diesen beitrag jetzt sehr gerne ausgewählt, erstens dachte ich schon vorher ans café kafka als mögliches zweites ranziges café nahe der mahü, zweitens gefällt mir die charakterisierung der gäste dort gut! nun aber wollen wir doch unser reigen-prinzip strenger einhalten, müssen also im laufe dieser folge hier jacqueline verlieren (sie könnte aus gründen vor scheraaa flüchten wollen), und gerard müsste betröppelt übrigbleiben, dann, erst in folge 6, könnte die neue figur hinzukommen, die jetzt schon (zu früh) eingebaut wurde. also: eine alte figur hinausbegleiten, eine neue einführen. ich freue mich auf kommende beiträge, stay awake!