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advenire

als fortsetzung ausgewählt

advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 5

beitrag von: christiane_hanna
Vielleicht ja auch das Starbucks, denkt sich Jaqueline, das ist auch irgendwie ranzig. Außerdem was weiß ich, was der Pantoffelheld3000 unter angehenden Literaten versteht. Sie steuert den Laden an, er ist brechend voll mit Leuten, die sich beim Kaffee-Latte vom Geschenkejagen in der Fußgängerzone erholen. Jaqueline bahnt sich über Einkaufstüten stolpernd den Weg zum einzigen Tisch, an dem noch ein Platz frei ist. Ohne zu fragen, ob das eh okay ist, lässt sie sich auf den Stuhl fallen. Ihr Gegenüber, eine Frau namens Nina mit strähnigen Haaren und huskyblauen Augen, hat nichts gegen Gesellschaft, im Gegenteil. Sie fängt ein Gespräch an, dem Jaqueline nur halbherzig folgt. Mit dem größeren Teil der Aufmerksamkeit scannt sie den Raum vergeblich nach Pantoffelheld3000 ab. Als Nina sie fragt: „Was ist denn das? Schaut aus wie ein Folterinstrument.“, wittert Jaqueline eine Chance. „Das ist ein Spiralschneider. Dank der Schärfe durch massive Edelstahlklingen sowie seiner unglaublichen Robustheit eignet sich das formschöne Gerät zum Schneiden von nahezu allem. Im Gegensatz zur mechanischen Version lässt sich damit auch mühelos den härtesten Gemüsen beikommen – zum Beispiel trendigen Süßkartoffeln, die als Pommes-Frites-Alternative hauchdünn zum klassischen Burger serviert werden.“ Donnerwetter. Jaqueline ist überrascht über sich selbst. Und sie hatte immer gedacht, ihre Jahre als Texterin stupider Advertorials wären Zeitverschwendung gewesen. Dankbar für die unverhoffte Inspiration zum wichtigsten Weihnachtsgeschenk ersteht Nina das Gerät für 50 Euro und stellt sich das Gesicht ihres Schwarms vor, wenn sie ihm einen Gutschein für hundert verschiedenartige Burgergerichte (seine Leibspeise) überreicht, einzulösen im kommenden Jahr. Mission erfüllt, denken beide Frauen und fliegen förmlich aus der Tür des Kaffees, Jaqueline nach rechts, Nina nach links. Ihren Spiralisierer fest umklammert in der verschwitzten Hand, wirft Nina sich in die Menschenmenge auf der Mariahilfer. 

review von: teresa präauer

liebe christiane_hanna, ich hab wirklich laut lachen müssen bei dieser druckreifen produktbeschreibung aus dem munde jacquelines! danke für diesen beitrag und willkommen hier! nun, was kann ich bemängeln, eigentlich nicht viel, mich stört manchmal doch die rechtschreibung, also: im deutschen substantiv-verbindungen zusammenschreiben und zwischen café (der ort) und kaffee (das getränk) unterscheiden, das sind feinheiten, aber wir wollens ja fein! abgesehen davon: gratulation zu dieser folge!