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advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 5

beitrag von: AnaArden
… Den Gedanken gerade zu Ende gedacht, vibriert auch schon das Handy in Jaquelines Manteltasche. Der Satz „Oida, wo bist du?“ formuliert sich am Display. Der Absender, eh klar. „Immer da wo du bist bin ich nie“ zitiert sie ihre Lieblingsband, gefolgt von „vorm Ritter. Wo bist du??“ Ungeduldig beobachtet sie die 3 blinkenden Punkt, die die Wartezeit zur nächsten Nachricht nicht verkürzen. „Kafka war ausgemacht.“ Jaqueline rollt die Augen. Genaugenommen ist das Kafka nicht auf der Mariahilfer. Genervt wirft sie unerlaubterweise den Tschick in den Schneematsch und biegt in die Schadekgasse, um die Menschmassen auf der Mahü gekonnt zu umgehen. Jaqueline hetzt sich den ganzen Weg über die Windmühlgasse ab, nur um das letzte lästige und sperrige Übrigbleibsel vom Ex zu verscherbeln. Der Erlös wird sinnvoll in Punsch am MQ investiert. Beim Gedanken daran, breitet sich ein wohlig warmes Gefühl in der Magengegend aus, das die Eiszapfenfinger, die die Tüte mit der scheiß Maschine umklammern, vergessen lassen. 8 Minuten und 700 Meter später (720 Sekunden zu spät) erreicht Jaqueline das ursprüngliche Ziel und trifft auf ihren Pantoffelhelden, der genau genommen mehr wie ein Prinz Charming aussieht. Sie entschuldigt sich für die Verspätung, überreicht die Papiertüte, kassiert die 30€ ein und verschwindet im Schneegestöber Richtung Museumsquartier. Zurückgelassen wird der attraktive Held, der eigentlich Sandro heißt. Der freut sich wie ein Schneekönig über das Schnäppchen. Und nicht nur wegen dem Geld, sondern auch bzw. vor allem wegen dem verdatterten Gesicht, das die Mama machen wird, weil sie jetzt nicht mehr drum rum kommt Omas Apfelradln zu machen. Sandro zieht sich die Kapuze tief ins Gesicht, kann sich ein schelmisches und nicht ganz ungehässiges Grinsen nicht verkneifen und träumt von Äpfeln und Zimt. Seine Beine folgen den Gedanken und tragen ihn Richtung Naschmarkt. …

review von: teresa präauer

liebe anaarden, eigentlich gefällt mir das ganz gut, und auch hier kommt das kafka vor, wie schön! ich weiß, was ich nach dem lockdown unternehmen werde. ich war auch versucht, diese folge auszuwählen, warte aber noch auf nächste beiträge aus anaardens hand, einerseits, weil ich mir die neue figur durchaus noch spannender vorstellen kann (sandro hätte auch was unpassendes zu jacqueline sagen können, damit sie so rasch verschwinden will, bei prince charming würde man vielleicht nicht sofort abhauen wollen), und das andere sind kleinigkeiten: überbleibsel statt übrigbleibsel oder wegen plus genitiv (is einfach schöner). danke – und bis zur nächsten folge!