advenire

advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 6

"Boh ey, jetzt hab ich mir so ein Ding andrehen lassen", flucht Nina als sie ein paar Meter in der Fussgängerzone geangen ist. Was soll ich bloß damit, ist ja voll peinlich.
Sie legt die Tüte mit dem Apfelschneider vor dem Obdachlosen auf den Asphalt und noch fünf Euro in die Pappschachtel daneben. Sie hat ein schlechtes Gewissen, dass sie bei ihm ihren Müll entsorgt, aber vieleicht kann der das Ding ja brauchen oder selbst zu Geld machen. "Nichts für ungut Jonny" murmelt sie, um den Mann unter seiner Plane nicht zu stören.
"Schon drei Uhr durch, Mist, ich wollte mich doch um drei mit Vroni vorm Museum treffen". Sie rennt zur Bushaltestelle und springt noch schnell in den 147er, der eigentlich schon angefahren war, für sie aber nochmal kurz gestoppt und die Tür geöffnet hat. "Danke vielmals" ruft sie nach vorne Richtung Fahrer. Ihre Freundin schnell anzurufen bringt nichts, die gehört nämlich zu den ewig Moralischen, die zwar ein Handy besitzen, es aber nicht mit sich führen. Vroni trifft ihre Verabredungen immer von zu Hause aus und will, dass man sie auch einhält. Deswegen kann man sie auch nicht kurzfristig erreichen, um zu sagen, dass etwas dazwischen gekommen ist."Früher hat man auch Verabredungen eingehalten" pflegt sie zu sagen. Wo sie recht hat hat sie recht, aber früher war früher und jetzt ist jetzt. Nina seufzt.  
Am Museum springt sie aus dem Bus und rennt zur Eingangstür. Von Vroni nichts zu sehen. 
Während sie weiter suchend umherblickt, entdeckt sie Vroni, die gerade in ein Taxi einsteigt."Vroni" ruft sie, aber ihre Freundin ist schon im Fond des Wagens verschwunden, der sofort anfährt und sich in den Verkehr einfädelt. "Hey hey hey, vornehm geht die Welt zu Grunde", denkt Nina und beschließt, bis sie abends Vroni erreichen kann, sich auf dem Weihnachtsmarkt ein paar gebrandte Mandeln und einen Glühwein zu gönnen.