sie sind hier: startseite / alle beiträge / advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 7

advenire

advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 7

beitrag von: cherry
Das Teil passt genau in seine Hand und liegt dort schwerer, als er erwartet hätte. Nichts an der Form oder den Farben - hellgrüner Deckel, weißer Plastikkörper - erkennt er, aber es ist ihm alles daran vertraut. Er wendet und betastet das Objekt mit beiden Händen, fährt mit dem Daumen über die glatte Oberfläche. Die Konturen sind schön, wie die einer Frau.
„Entschuldigen Sie, ich hab eine Brille bestellt!“, reißt ihn ein älterer Mann aus seiner Aufmerksamkeit in eine andere. Nihad blinzelt, verstärkt seinen Griff und stürzt aus dem komplett überfülltem Geschäft, ruft noch „Ich geh auf Mittag“ hinein. Er will alleine sein, um in Ruhe zu betrachten und zu befühlen. Ihn überwältigt eine diffuse Klarheit, als stünde er im Nebel mit erhöhten Tastsinn. Dort liegt die Antwort, liegen alle Antworten, warum er noch in diesem Scheißladen für seinen Scheißonkel arbeitet, weshalb er sein Studium abgebrochen hat, warum Jana ihn verlassen hat. Das grelle Licht hinter seinen Augenlidern. 

Eddie steht direkt daneben, als dieser Typ gegen den Pfosten läuft. Bevor er sich zu ihm bücken kann, rappelt der sich schon hoch und beginnt, zu fluchen und mit entsetzter Miene hellgrünweiße Plastikteile vom Pflaster aufzuklauben. 
„Nur Wahnsinnige auf der Mahü“, denkt er und schiebt sich sein Cap zurecht. Er beobachtet ihn noch eine Weile, zuckt dann die Schultern und schiebt sein Rad weiter. Er braucht Zigaretten, bevor er Tanja trifft.

review von: teresa präauer

liebe/r cherry, der vergleich zwischen einem apfelspiralisierer und den konturen einer frau ist entweder sehr kühn – oder zu kühn. ich denke darüber nach! zum technischen: machen wir es uns einfacher, indem wir zwei figuren behandeln im text: eine alte figur aus der folge davor, eine neue, die dazukommt, und schon etwas charakterisiert wird. ich bin gespannt auf weitere folgen!