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advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 8

beitrag von: johannarosenleitner
"Was haben wir denn da?" kreischt die Cowboy-Lady in red in absurder Lautstärke. Sie schnippt ihren Kaugummi mit den langen, getigerten Fingernägeln auf die jämmerliche Gestalt am Boden und bückt sich zu dem Spiralisierer. "Nihaddidaddi, mein kleiner, missratener Sohn. Vor wie vielen Jahren hast du mir damit den Weihnachtsbaum fast abgefackelt?" Die zehn Ringe klackern über das Plastikgehäuse. Dann holt sie mit ihren langen Armen Schwung, hüpft in die Höhe und landet mit voller Wucht auf der Maschine. Aber die Cowfrau hat es unterschätzt, das Plastik von heute. Der Spiralisierer will nicht zerbrechen, aber rollen will er und die Lady in red mit ihm. Die Cowboystiefel rutschen über die glatte Fläche und die Cowfrau landet mit dem unteren, rechten Rücken am Kopfsteinpflaster der Neubaugasse. Der Knochen knackt wie eine Cola-Dose beim öffnen. Die Lady in red kreischt nicht weniger laut als vorher. Während sie am Boden liegt und "Hilfe" herbeischreit, rollt das Spiralisiergerät die Gasse hinunter und in die Ewigkeit davon. "Hilfe" hört Armin, der Ecke Neubaugasse-Mariahilfer auf seinen Kollegen wartet. Ein Alptraum! Es ist sein erster Tag als Zivildiener und der Sani, dem er den ganzen Tag hinterherlaufen soll, holt sich grad bei der Nordsee einen Krabbenburger. Am liebsten würde er es nicht hören, aber da kreischt jemand sehr laut: „HILFE!“ Armin wirft einen Blick in sein Handy. Der Seitenscheitel sitzt. Nur die Scheiß-Pickel stören. "Dann komm ich eben," murmelt er und geht in die Richtung aus der die Schreie tönen.    

review von: teresa präauer

liebe johannarosenleitner, gut charakterisiert, diese mutter, huch! jetzt frage ich mich nur, wie man mit einem spiralschneider einen baum abfackelt, also abbrennt? ansonsten hab ich keine fragen: weiter so!