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advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 10

beitrag von: Kaulboy
Der Fuchs blickt Thomas müde in die Augen, ebenso auf den Mund, der offen ist und etwas erwidern möchte; der Fuchs blinzelt nicht, schwebt mit seiner Besitzerin fort.
Amalies Hand streicht über das Fell, als würde sie sagen wollen: gut gemacht. 
Ihre Hände sind klein, sie könnten einen Besenstiel wohl gerade noch vollständig umschließen oder eine Peitsche. Die Nägel sind, bis auf die naturbelassenen Mittelfinger, grün lackiert.
Amalies Hand streichelt nicht mehr, sie umfasst jetzt kühles Metall. 
Der Mann in Sommerkleidung bleibt stehen als sich ihre Blicke treffen. 
Amalies Mundwinkel sind nach oben gezogen, bilden einen Halbmond Richtung Himmel. Der Fuchs schläft. Der Hut sitzt. Der Mann gafft.
Grün, denkt der Mann und zittert. Amalie grinst, nickt Richtung Eingangstür, die sie offen hält.
Ach, denkt der Mann.
Danke, sagt der Mann, ich bin übrigens der Martin. Der Mann in Sommerkleidung ist gedanklich irgendwo zwischen Hut, Fuchs und Halbmond. 
Ich würde Ihnen ja die Hand geben.., sagt Amalie. 
Martin, durch die Kälte rot, befürchtet rot zu werden. Er zieht seine Hand zurück, will sich an den Kopf fassen, besinnt sich eines Besseren, verliert eine Badelatsche und stolpert in den Laden.
Warte auf mich, Aschenputtel, flötet Amalie und weicht einem Kürbis aus. Amalie schüttelt den Kopf: Sie versteht nicht, warum dem Pistolen-Verlag die Realität nicht experimentell genug ist. 
Der Kürbis ist saftig.

review von: teresa präauer

lieber kaulboy, ich finde das wirklich schön geschrieben, viele kleine besonderheiten und einfälle, die sehr reizvoll sind zwischen fuchs und halbmondmund und so weiter. tatsächlich musste ich es zwei- oder dreimal lesen, um auseinanderzuklamüsern, wer jetzt wo geht und steht, welche figur bleibt (wo der fuchs doch weggeht oder sich bewegt) bzw. sah ich noch nicht, wie amalie aus dieser folge ganz verschwindet und warum (unser blick folgt ihr nun doch in den laden, oder? damit wäre sie weiterhin in unserem fokus und teil der geschichte), und wie nun der neue mann dazukommt, wo er doch hinter ihr oder vor ihr … ich müsste es ein viertes mal lesen – oder man macht es sich leichter und hält sich eng an das reigenprinzip, thomas ist sofort weg (wie?), amalie ist präsent, neue figur kommt hinzu, amalie geht, neue figur bleibt. – abgesehen davon: schöne folge!