advenire

advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 11

"Wie soll denn das gehen, Schnute? Du bestellst bei mir zehn blonde Huren und die soll ich jetzt da alle in deinem Handtäschchen verstauen, oder was?" Amelie lacht laut auf. Sie riecht Marvolos Schnapsatem. „Wenn dich Franco nicht empfohlen hätte… ich wusste, dass das eine schlechte Idee war." Marvolo schaut sie verwirrt an. "Ich wollte zehn Uhren, du Idiot. Zehn goldene Uhren! Tik Tak Tik Tak! Kennst du das? Mein Gott, so ein versoffener Trottel.“ Marvolo schaut der Frau hinterher, wie sie erhobenen Hauptes von ihm wegschwebt. Er lässt seine Arme hängen, die Haarspitzen ringeln sich um seine kleinen Finger. Dann wirft einen Blick auf den blauen Klein-Transporter mit dem ungarischen Kennzeichen, der ein paar Meter weiter die Zufahrtsstraße blockiert. ‚Was um alles in der Welt soll ich jetzt mit den ganzen Ladies machen?‘ Marvolo holt die Zigarette hinter dem Ohr hervor und schlendert paffend Richtung Auto. 'Vladi nimmt nur Russinnen. Und zehn auf einmal nimmt mir sowieso keiner ab.' Kurz vor den Stufen, die zum Gehsteig hochführen, beginnt sein linkes Oberlid zu zucken. Es tanzt ihm förmlich vor der Pupille herum. Das kennt er, es bedeutet immer das Gleiche: irgendwo, nicht weit von hier, schleicht sich gerade ein Uniformierter herum. Er holt den Autoschlüssel aus der Tasche, vielleicht kann er noch rechtzeitig das Weite suchen. Da hört er eine hohes Stimmchen direkt hinter sich: „He, Sie da! Ist das ihr Wagen?“ Marvolo dreht sich um. Die Zwergin reicht ihm gerade mal bis unter die Brust. Carina ist schon seit Anbeginn bei der Stadtwache, sie riecht, wenn etwas faul ist. Hätten sie bei der Polizei Kleinwüchsige genommen, wäre Carina schon längst im blau roten VW Passat unterwegs. Aber auch so kann man für ein besseres Wien kämpfen! „Mir kommt vor, als würde ich da Geräusche im Auto hören. Sagen Sie, können Sie diesen Van mal aufmachen?“