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advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 13

beitrag von: johannarosenleitner
Noch eine Weile steht er da am Rande der Donau. Sinnierend. Dann nimmt Schörghuber das Telefon aus seiner Tasche. Er will die Nummer suchen, die er vor einigen Monaten in der Dienststelle heimlich ins Telefon getippt hat. Aber sein Blick bleibt am Datum hängen. Da steht Montag, der 14.Dezember. Schörghuber zuckt zusammen. Sein Handy muss einen Fehler gemacht haben. Es kann nicht Montag sein. Wieviel Uhr ist es? Fünfzehn Uhr dreißig. Das kommt hin. Mittags hat seine Schicht begonnen. Davor hat er noch Schnitzel gegessen mit der Trude zuhause. Aber warum Montag? Seine Schicht begann doch am Sonntag! Wie kann ein Handy einfach einen falschen Tag anzeigen? Schörghuber wählt. Das Läuten wird sofort unterbrochen von einer hysterischen Stimme: „Alois, bist du das?“ Schörghuber muss sich das Telefon vom Ohr weghalten. „Trude, schrei nicht so! Ich bitte dich!“ „Bist du es Alois? Gott im Himmel, wo bist du? Alle suchen dich schon!“ „Welcher Tag ist heute, Trude?“ „Komm nach Hause jetzt. Du musst ja völlig durchnässt sein über Nacht beim Schneeregen draußen. Ich sag deinen Kollegen Bescheid, dass du dich gemeldet hast. Wo bist du denn bitte?“ Alois lässt das Telefon sinken. Trude schreit weiter, aber er hört sie nicht mehr. Wie konnte er bloß seinen Sonntag verlieren?    
Schörghuber setzt seine Füße in Bewegung. Jetzt erst spürt er, dass ihm kalt ist. Er geht Richtung Augarten, dann biegt er scharf links ab. Vor dem Kaffeehaus mit den rosa Markisen kehrt Dragica gerade die Zigarettenstummel auf die Seite. Sie schimpft leise vor sich hin. Ohne sie würde die Chefin kein Geschäft machen, denn nur wegen ihr kommen die Kunden hier in die Aida. Wegen der frrreindlichen Drrragica! Trotzdem muss sie die Drecksarbeit auch noch erledigen. Da kommt eh schon wieder so einer. „Derfroren siehst ooos, Alois!“ ruft ihm Dragica zu und geht ins Kaffeehaus, um seinen Kakao vorzubereiten. 

review von: teresa präauer

einfach gut! muss auch bei den dialektalen dialogstellen immer schmunzeln. ist zwar nix für den deutschen markt, aber wir sind momentan hier eh unter uns (auch coronabedingt). johannarosenleitner, meine verehrung!