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advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 14

beitrag von: johannarosenleitner
Zwei Mal übersieht Roland die eisigen Stellen auf dem Radweg. Zwei Mal fast gestürzt. Es ist ein Jammer mit dieser Weitsichtigkeit. Dafür erkennt er schon von weitem die weißen Sneakers, die da unter der Brücke leuchten. Eigenartigerweise nicht auf dem Boden, sondern sie hängen in der Luft. Und ihm scheint, als wäre der Körper nicht über, sondern unter den Schuhen. Aus dem Flex hämmert ein Beat und eine Stimme säuselt irgendwas von einem baaad guy. Dudum, dududidudum. Seine Augen haben ihn nicht getäuscht. Elouise hängt kopfüber von der Brücke und Roland kommt aus seinem Alptraum nicht mehr heraus, weil er ja näher ran muss, weil er ja mit ihr ausgemacht hat. Aber die Arme zeigen nach unten und überhaupt sieht die Frau nicht so aus, als würde sie zum Spaß hier herumbaumeln. Da ändert sich die Farbe rund um ihn ins Bläuliche, nicht von der Donau, sondern von oben, von der Straße. Und herunter rennt Saskia, an der Leine geführt von Saskia. Die Polizistin hat sich an das Gespött gewöhnt gleich wie ihre Hündin zu heißen. Schörghuber sieht die Lefzen, die Zähne, die spitzen Ohren der Schäferhündin und seine Beine laufen bevor er nachdenken kann. Saskia rennt ihm ohne zögern nach. „Fass!“ schreit Saskia, bleibt aber bei der Frau stehen, die da von der Brücke hängt. Sie leuchtet ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht. „Scheiße, Elouise!“ schreit sie. Und während sie das Funkgerät vom Gürtel zupft und Elouises Schultern auf ihre Schultern legt, um zumindest irgendetwas zu tun bis die Verstärkung kommt, schimpft sie: „Du sagtest doch gestern, ICH würde bald wie ein nasser Sack herumhängen, wenn ich nicht bald auf parship bin.“      

review von: teresa präauer

liebe johannarosenleitner, so lustig, so schöne ideen, saskia mit saskia und die hängende elouise! ganz winzige kleinigkeiten fallen mir auf, die dir/ihnen sicher auch beim wiederlesen dann gleich ins auge springen: "Da ändert sich die Farbe rund um ihn ins Bläuliche …", vielleicht so: da ändert sich die farbe um ihn herum ins bläuliche … (oder: plötzlich steht er im lichtkegel eines scheinwerfers … oder: da steht er plötzlich mitten im blaulicht …), als bild ist das übrigens toll, also, man nimmt akustik wahr (dumdumdumdidum), man sieht liecht, licht, das sich verändert: all das kündigt immer einen handlungswechsel an oder einen neuen kleinen gott aus der maschine.
Matthäus Bär sagt
15.12.2020 16:19
genauso stark wie dark! chapeau!
Johanna Rosenleitner sagt
15.12.2020 16:57
Danke matthaeus baer! Ich warte noch auf deinen Beitrag heute... Immer eine Inspiration, was du schreibst!