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advenire

als fortsetzung ausgewählt

advenire - vom Kommen und Gehen, Folge: 19

beitrag von: johannarosenleitner
Der Läufer läuft. In Bestform. So kann das Jahr zu Ende gehen, mit diesem Schnitt und dieser Fitness ist er zufrieden. Jetzt nur noch die Feiertage überstehen, denn da lauern die Kekse und die Braten. Aber er wird es schaffen. Die Luise will einen sportlichen Mann, das hat sie einmal gesagt. Er merkt sich sowas. Bald ist er zuhause, dann wird er einen Salat bereiten für sich und die Luise. Ein Soda Zitron dazu und dann gemütlich vor den TV. So stellt man sich den Sonntag doch vor. Da die letzte Kurve, die Böcklinstraße liegt schon vor ihm, der schöne Altbau wird schon sichtbar. 4:50 - ein Schnitt zum Feiern! Heute gibt’s Feta als Topping! Er öffnet die Türe, springt schon etwas ermüdet die Treppe in den zweiten Stock, da geht die Wohnungstüre auf und Luise kommt heraus. Hinter ihr ein Koffer groß wie ein Schrank, den sie mühsam durch den Türstock quetscht. Sie sieht ihren Läufer und freut sich, Timing gut berechnet. „Ich gehe,“ sagt sie in sein staunendes Gesicht. „Ich fahre nach Hause, nach Linz.“ Der Läufer starrt nur, zu viele Fragen auf einmal im Kopf. „Ich bleibe mal drei Tage. Dann sehen wir weiter.“ Luise zerrt den Koffer an ihm vorbei. Immer noch haben sie keinen Schlüssel für den Lift, weil Herr Läufer nicht mehr Betriebskosten zahlen will. Wer schleppt wohl immer die Einkäufe nach oben? „In Linz,“ schnauzt ihn Luise noch an, „da läuft wenigstens keiner vor mir davon!“ Dann plagt sie sich weiter hinunter, von ihm weg. Als sie die Haustüre aufmacht, hört sie von oben:“Der Koffer ist viel zu groß für drei Tage!“ Luise stöhnt. Aber eigentlich hört sie schon nicht mehr richtig zu. Sie lässt den Koffer die  Stufen vor dem Haus hinunterrollen, während hinter ihr die Türe ins Schloss fällt.

review von: teresa präauer

liebe johannarosenleitner, ich hab spätestens bei luise wirklich kichern anfangen müssen, das ist so nett und lustig beschrieben, und eigentlich ja traurig und tragisch noch dazu! wunderbar. (ich dachte bei luise übrigens auch an das "luiserl" aus dem film "single bells", den ich so komisch finde, vor allem die beiden alten mütter, lilibeth und omama. vielleicht kennst du/kennen sie den film, er ist natürlich irgendwie ein unterhaltsamer quatsch, aber ich hege wirklich eine bewunderung dafür, wie sehr dieser film ein milieu trifft, wie die dialoge geschrieben sind, ein bisschen ist er auch daher zu einem österreichischen klassiker geworden.) in wenigen sätzen eine szene zu bauen, eine stimmung zu erzeugen zwischen zwei menschen, diese zu charakterisieren: das ist talent, finde ich.