beitrag von: nhimmelsbach
schwanzweißfarbig
der dachs von weidling
rannte die straße bergab
als ich von dir kam
review von: clemens j. setz
Sehr schön hier der klassische Haiku-Effekt, detektivisch in die Sätze hineinhorchen zu können und mehr von der beschriebenen Szene zu erfahren: die Sprecherin des Gedichts war bei jemandem, vielleicht einer Liebschaft, und sieht dann einen Dachs auf der Straße. Aber es ist nicht "ein Dachs", sondern "der Dachs von Weidling", d.h. vielleicht ein Dachs, den sie schon sehr oft hier gesehen hat, sie war also schon oft bei dem Menschen. Oder sie sieht den Dachs zum ersten Mal und hat aber schon vorher oft von ihm erzählen gehört. Die Menschen der Stadt (Klosterneuburg?) sprechen seit Jahren ehrfürchtig vom Dachs von Weidling - und nun erschien er ihr plötzlich. Was wird das für die Beziehung bedeuten?