beitrag von: wdoubleyou
wie der håse laft sölbstermächtigend oda ibavicha und aundane sebelzåhntiger_inen und seiltånzerte – a wia undeaf deaf _ heit schreim
wort nåch de jungan hund und de klanen buam leicht sölbstverliabt sölbstermächtigend olmost?
o y must u bark at the postman?
the postman has been coming – to understand
every morning for a hundred years
äm not i / a flei like thee? ibavicha in songs of innocence and experience – komman se [um zu varstehn] und se lernan se inare ibavicha komman losn
eure carmen und liedschotten könt ihr euch für weihnåchten aufhebn, sågte die w_irtin. mir bringen sie keinen nutz! [but i digress: the exploitation of parentheses in printed verse – mit poesie låsst si går nichts onlineklasse mit michael stavarič] aber bezåhlt muss sein! i bin eine hex und wünsch euch pasha nåch gfålln an bärnschnidl oda an krokodrillsrüssl
unta den tschako. wia schreibt _sfd_ ibavicha und aundane au travers de la tentation d'abolir toute limite, de remettre en cause la finitude humaine, la démesure témoigne du tragique de dépasser la condition humaine
Rrchfrrchgrrf!
in märchen und fabeln sprechn tiere, in der literatur schweigen sie
åber wia steht _es um flagship species? wia kån _ iba de si ständich varschiab–ende grenz mensch tia ibavicha schreim? wia iba gfången sein im texte schreim miassn? inaliterarische frågn und å soiche nåch hybris. ὕβρις a extreme foam fo sfumato²
k
läga wår der hermippos dea ånklågte und diopeithes beåntrågte a gsetz, wonåch ma leit möldn miassat, de wos leeren
iba ibavicha lehrten, wobei er durch anaxagoras auf perikles åbzielte åba im imperfekt niment under stesich groser ding wo im zu thun unmuglich sindt z příbuzného slovesa hybrizó, překračovat hranice, je odvozen moderní termín hybrid
Rrchfrrchgrrf!
klinge wischte durch den ohnheiligen unterårm, åls wäre er nichts, åber stått dåss er herunterge
fålle
dohle
n, [fabrique d'un acéphale dans l’art moderne] verwåndelte er si såmt dera hex in a graue
und de kaphyer nenen se seitdem erhängte nell'espressione poetica e letteraria degli scrittori
wia rhythmus und gedånkn des haßt klinge wo mia ån unsane grenzn bråcht werdn und anem end nåh
review von: ondřej cikán
Ok, die Zitate aus Artmanns Husaren S. 42 sind schön, aber: Die Frau Wirtin und alle anderen Personen in Artmanns Husaren reden auf eine besonders edle, gewählte Weise. Durch die Archaisierung der Sprache und die ausführlichen Formulierungen verleiht Artmann jeder seiner Personen eine besondere Würde. Man könnte sagen, dass bei ihm jede Wirtin und jeder Bettler fast wie homerische Helden miteinander sprechen.
So wie Sie die Zitate adaptiert haben, und das betrifft überhaupt der Duktus Ihres ganzen Gedichts, ist es hingegen ein bisschen nörglerisch, es wirkt als würden Sie auf alles schimpfen, ohen sich die Mühe zu machen, vollständige Sätze zu bauen. So droht die Gefahr, dass die Vielsprachigkeit und die Nennungen z.B. der antiken Philosophen und Staatsmänner, die Zitate etc. zu aufgesetzten Bildungsnachweisen verkommen. So kann es auch passieren, dass die Mehrsprachigkeit nicht mehr musikalisch wirkt, sondern unsympathisch abgehoben. Auf sowas sollte man aufpassen – vor allem, wenn Ihnen dabei Ungenauigkeiten unterlaufen, wie z.B. die tschechische Übersetzung von ὑβρίζω, das heißt nicht einfach „Grenzen überschreiten“ (překračovat hranice), sondern schon im religiösen und moralischen Sinn „freveln“, „übermütig sein“, „die Grenze des Erlaubten überschreiten“, wer das tut, wer am Altar einer Gottheit z.B. jemanden tötet oder einen Bettler misshandelt, der kann schon bekanntermaßen den Zorn der Götter für Generationen auf sich ziehen. –– Den Gedanken, dass Hybris eine extreme Form des Sfumato sei, finde ich schön und interessant. Warum aber „sfumato2“?
„undeaf deafheit schreim“ ist ein nobles und witziges Vorhaben. Artmann hat das können, J.H. Krchovský ist darauf geradezu spezialisiert. Artmann hat die „Tiefheit“ aus der „Tiefe“ durch seinen Respekt vor der Sprache gehoben, durch seinen „sprachwissenschaftlichen“ Zugang. Krchovský wiederum schreibt extrem harte Dinge in extrem virtuosen Versmaßen und baut seine Gedichte äußerst pointiert auf.
Dennoch hanteln Sie sich sehr schön von Motiv zu Motiv, von Assoziation zu Assoziation und von Zitat zu Zitat. Die verschiedenen Assoziationen zu den Überviechern sind interessant und schaffen viel Spannung! So eine Verbindung von William Blakes „The Fly“, Artmanns „Husaren“ und dem bei Plutarch Per. 32,1 überlieferten Prozess gegen Aspasia und Anaxagoras bis hin zu Jean Clair (La fabrique du monstre dans l'art moderne) ist schon sehr lustvoll. Die französischen Zitate aus der Buchbeschreibung zu Jean-François Mattéis „Le sens de la démesure“ im vierten Absatz verlieren ein bisschen an Charme, wenn man die Buchbeschreibung als Quelle erkannt hat, aber was solls. Gewiss haben Sie noch mehr Zitate versteckt, die ich jetzt im Detail nicht suchen werde. Schön ist auf jeden Fall der Sprung von der Hexe zur Göttin Diana, die die Kaphyer „Erhängte (Erwürgte)“ nennen: Ἀπαγχομένη.
Ich glaube, Sie könnten Ihre Kritik an selbstverliebter Selbstermächtigung, Poesieverdrossenheit, Hybris, vielleicht auch an der zeitgenössischen Dichtung, dem „Überviech“ und unserer Beziehung zu „Überviechern“ (poetischer oder mythologischer oder menschlicher oder hybrider Natur) auf eine poetischere, weniger angefressene Weise äußern. Man kann natürlich sicher auf so eine wilde, an die ungefesselten und im Rausch hingefetzten Assoziationen von William Burroughs erinnernde Art Fetzen von Zitaten zusammentragen, aber irgendwie, irgendwie müsste man versuchen die Leser zu fesseln – und nicht nur abzuschrecken. Auf alles zu schimpfen war mal en vogue, inzwischen beeindruckt es nicht mehr so, und ich bin der festen Überzeugung, dass die Abgehobenheit der deutschsprachigen Lyriker dazu geführt hat, dass Lyrik keiner mehr lesen will, der nicht selber Lyrik schreibt.
Es geht um Nuancen: Wenn Sie auf Ihrem Weg in diesem Gedicht festhalten wollen, dann schauen Sie vielleicht, wie Sie den Text durch kleine Änderungen irgendwie „sympathischer“ machen könnten. Ich persönlich finde, dass es am schwierigsten, aber auch am musenliebsten ist, wenn man Kritik an Ungehobeltheit dadurch äußert, dass man zeigt, wie gehobelt es auch gehen könnte. Beispiel: Es kotzt mich wirklich an, dass auf Deutsch keine liebevollen Liebesgedichte mehr geschrieben werden, und dass jeder egozentrisch seinen eigenen Nabel beschaut und nur sich selbst analysiert und kein „Du“ mehr kennt. Soll ich nun ein Gedicht schreiben, in dem ich sage, dass alle Trotteln sind? (Täte ich manchmal gern). Oder soll ich lieber zeigen, dass man auch heute zärtliche, leidenschaftliche, überzeugende Liebesgedichte schreiben kann? Zweiteres ist mühsamer, aber es tut der Welt vielleicht besser.
Alles Liebe, OC.