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geheimnachrichten an h.c. artmann

beitrag von: Voila

Erdäpfelgulaschrezept mit geheimer Botschaft an den Meister (Zweitversuch)

De sochn, de ma braucht, san fia zwa große essa:
zehn deka bauchfüüz (gschni’n), von wegn: nua ka schmoiz!
erdäpfän, kiloweis (de schbeggign san bessa!),
an babrika (siaß/schoaf), an grestn zwüfi, soiz.

haaßs wossa einelaan ins gusseisane reindl.
san d erdäpfän daunn waach, is gulasch zan seawian.
So gschmaggig - ka vagleich mit dem am Grom bein Meindl.
I dat eich dringend ro’n, dats es söm ausbrowian.

am end zan driwastran siaß-sauan rahm fia d damen
und an madeirawein fia d herrn. moizeit, aus, amen!

PS, dem Meister ins Ohr geflüstert:
Ma kaunn ned ollas hom, wos s gibt auf dera wööt.
Drodsdem muass i monian, das ma de gnaggwuascht fööt.

PS für O.C.:
gschni'n bedeutet geschnitten, ro'n raten
Aber vermutlich muss man das einem Ottakringer nicht sagen. ;-)

review von: ondřej cikán

Sehr gut, sehr schöne Alexandriner, einwandfrei! Dem Versmaß ist nichts mehr hinzuzufügen.

Das geflüsterte PS ist sehr, sehr schön – und eine echte Weisheit.

Die Rechtschreibung könnte man da und dort anpassen: Z.B. Wenn „einelaan“, dann vielleicht auch „driwastraan“. „erdäpfän“ sieht verdächtig aus neben „seawian“, aber man darf es mit dem Vereinheitlichen natürlich nicht übertreiben! Ruhig so schreiben, wie man es gelesenen haben will. „Daunn“ und „kaunn“ ließe sich durch „daun / kaun“ ersetzen, weil die Diphthongisierung -au- die Positionslänge (Doppelkonsonant) ersetzt, aber da übertreib ich jetzt endgültig. „siaß-sauran rahm“ gefiele mir besser als „sauan“, auch wegen der Assonanz zu „reindl“. Auf jeden Fall würd ich „beim Meindl“ schreiben, allein schon wegen der Konsonant-Assimilation, andererseits schreiben Sie ja auch „zan“ statt „zum“, also hat das seine Logik. Aber das sind alles Kleinigkeiten. Mit fööt hab ich einmal auch schon gekämpft, weil ich nicht weiß, wie man fööt (fehlt) von fööt / feut (feult) sinnvoll unterscheiden könnte, aber das passt schon so, so ist das Leben. „ollas“ statt „ois“ ist ein bisschen zu Kärtnerisch, aber ich sehe das metrische Problem. Vielleicht „oies“?
„is s gulasch“ sollte es noch heißen, wenn Sie „wos s gibt“ schreiben. 

Ihre Anmerkung wäre nicht nötig gewesen, aber ein Wort versteh ich tatsächlich nicht: „söm“ ist etwas wie „selber“? Vielleicht „dats s sö(ö)wa r ausbrowian“ oder „dats des aa r ausbrowian“ oder halt „sö(ö)bst“. Dann hätten Sie auch das schöne hiatvermeidende Wiener „Füll-R“ untergebracht. 

Alles Liebe,
OC
Claudia Karner sagt
30.06.2021 13:49
Lieber OC,

danke für die ausführliche Antwort.
"söm" bedeutet "selber", aber es ist schon möglich, dass ich da in Salzburgerische,von dem es auch viele Spielarten gibt, abgeglitten bin. Mia song echt so.
Und was ollas, olas, ois betrifft: Ich habe - von Vincenz Wizlsberger bis Sigi Maron - alle drei Möglichkeiten gefunden. Bei Artmann selber, oiso söm, quasi him-söm, bin ich auf die Schnelle nicht fündig geworden.
Liebe Grüße
ck