beitrag von: Costahlova
Glänzende Fassaden
Und du denkst, es geht alles vorüber, hälst den Rsb-Brief hinter dem Rücken, demonstrierst Unschuld mit Schulterzucken.
Gedanklich schiebst du dein Unwohlsein beiseite, steckst den Brief zwischen zwei Bücher am Fensterbrett, damit deine Frau keinen Wind bekommt, von löchrigen Konten und roten Zahlen, die dich anschreien, sobald du das weiße Blatt anblickst.
Doch du bist ein Meister im Fabulieren, lächelst immerfort, bist ein Spaßmacher, zimmerst dir mit ein paar Redewendungen dein Luftschloss zurecht. Fassaden glänzen, der Boden wankt.
Als du damals die Paris-Reise verlängert und am Telefon irgendetwas von Tunnel und Funklöchern gestammelt hast, da hat deine Frau insgeheim Verdacht geschöpft, und sich gefragt, ob die Löcher in deinen Zähnen (die echt waren), mit denen in deiner Weste korrelierten? Gab es hier eine Wechselbeziehung, oder bestand nur eine Scheinkausalität, eine Konstruktion von Zufällen?
Am Tag der Rückkehr, ein Regentag, hat sie dir den geöffneten Koffer samt ungewaschener, löchriger Socken, direkt vom vierten Stock auf´s nasse Kopfsteinpflaster gekippt, das Handy hinterher.
Dein innerer Bruch - gespiegelt in einer winzigen Pfütze.
Heute sitzt du neben Willy auf dem löchrigen Sofa (Brandspuren), der mit seinen Zigarettenrauchschwaden die Sicht vernebelt. Die Übersicht, dein Leben betreffend, ist dir längst abhandengekommen. Im Magen gärt Unwohlsein.
Doch Willy prostet „Zum Wohl“ und meint „Es geht alles vorüber. Morgen ist auch noch ein Tag“.
review von: antonio fian
Ich glaube, Sie haben aus Versehen die falsche Übung gewählt, für die Funklöcher und die Kurzprosa ist Heinrich Steinfest zuständig. In meiner Übung geht es um Minidramen. Vielleicht haben Sie ja Lust, ein solches auch zu schreiben. Würde mich freuen.