beitrag von: BOA
rosa schnauze
die rosa schnauze
im braunen Fellgesicht
stupst den mann an,
in beider bärte erste weiße haare.
auf dicken tatzen kommt er,
ab und an ein „Wau“
oder was er dafür hält.
legt das rosa-braun
auf den verbliebenen schenkel.
ein blick vom
„ins paradies gefallenen“,
wie sie ihn genannt hatten,
damals, in den tagen,
als sie noch ein Glück
zu dritt hatten –
er, sie und er.
das samtene an der haut
bringt erinnerung,
doch das glück
der vergangenen tage vergilbt
durch ihre abwesenheit.
sein zweiter name „Taliban“,
weil nichts war vor ihm sicher, –
damals, in seinen jungen jahren,
und der hunger immer groß,
auf alles, auch wenn
es nicht im fressnapf war.
zerbissenes mobiliar
im gemeinsamen zuhause,
das es nicht mehr gibt,
zeugt noch heute davon.
jetzt tröstet er den,
der bei ihm geblieben ist,
am land, im haus mit garten
und ausgefransten teppichen.
kein platz für ihn bei ihr,
in der stadt, in der sie nun lebt.
und sie keine zeit mehr,
weder für den einen
noch für den anderen.
das fellgesicht
auf der nackten haut des einen,
der blieb, ist beider trost – manchmal.
sie krault nun andere weiße haare.
review von: martin fritz
ich lese diesen text ja so, dass das tier, um das es in diesem text eigentlich hauptsächlich geht, die abwesende, nur "sie" genannte figur des textes ist. ich finde es sehr schön gemacht, wie die samt dem grund der trennung eben bis auf andeutungen angenehm unbestimmt bleibt, und wie die trauer, die einsamkeit und der trost der beiden (verschiedenen species angehörigen) verbliebenen tiere geschildert wird, ohne pathetisch oder unglaubwürdig zu werden. wie immer denke ich auch über die perspektive des hundes nach, inwiefern die gefühle (nur) eine projektion der menschen auf ihn sind, oder eine mutmaßung. ich glaube, das auch im text sehr subtil anklingen zu hören, oder lese ich hier mal wieder etwas in den text, das gar nicht drinsteht? oder wäre das etwas, das noch stärker herausgearbeitet werden könnte? aus der abteilung details: "Fellgesicht", "Wau", "Glück" und "Taliban" sind groß geschrieben, ich sehe dafür keinen grund (d.h. bei den direkten reden ev. noch), ist es einfach ein flüchtigkeitsfehler oder übersehe ich etwas? und den beistrich vor dem gedankenstrich (bei "sicher, –") würde ich auch eher weglassen. und auch die wortstellung im nebensatz "weil nichts war vor ihm sicher" fällt auf, weil sonst keine solchen umgangsprachlichen wendungen vorkommen.
wäre die rosa schnauze ein anemonenfisch, wäre sie ein oranger anemonenfisch.
..
sein zweiter name „taliban“,
damals, in seinen jungen jahren,
weil sein hunger war immer groß,
auf alles, auch wenn
es nicht im fressnapf war.
..
die anregung, das ganze aus der perspektive des hundes zu schildern, greife ich gern auf.. more coming soon:-)