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beitrag von: TineM

wolkenverhangener Himmel

Ich trete aus dem städtischen Krankenhaus und schaue hinauf in den wolkenverhangenen Himmel. Ein Stück weiter vorne am Ende der Straße steht ein Polizist mit Funkgerät und schaut nach oben. Ich folge im raschen Vorbeigehen seinem Blick und sehe, dass oben am Dach des Hochhauses jemand steht. Ich blicke schnell weg und gehe zügig weiter. Ich will ja nicht zu den Gaffern gehören.
Ein dumpfer Aufprall unterbricht meine Gedanken. Eine Autosirene geht an.
Wieso weiß ich, frage ich mich später, dass es ein Mann mit blondiertem Haar und Camouflagejacke war, der auf dem Auto gelegen ist? Wieso weiß ich von der Tiefe der Delle am Autodach?
Ich habe ja gar nicht hingeschaut! 
Nur den Atem angehalten.

review von: peter rosei

der einstieg gefällt mir. der schluss: für eine wahrnehmungskritik oder -problematisierung ist das zu wenig; nur so hingehaucht.
Christine Mittermayr sagt
20.01.2022 12:17
okay;

es ist ein tatsächliches Erlebnis, das ich erst viel viel später in seiner Tragweite erfasst habe; weil ich einfach weiter gegangen bin, als wäre nichts gewesen.
Ulrike Titelbach sagt
20.01.2022 16:02
beim lesen hab ich es genau gesehen. wie tief die delle war im autodach. dabei war ich doch gar nicht dort, hab nur den atem angehalten. synchron mit deinen worten.