beitrag von: CarlaRB
die ödipus_frei von sophokles
prolog: achtung spoiler
der text erscheint auf einer leinwand. dabei wird jeder vers einzeln projiziert, d. h. wird ausgefadet, bevor der nächste kommt.
die ödipus ist eine dichterin.
sie hat geschwollene versfüße und einen versensporn.
unzählig nämlich trägt sie davon die übel,
leidet sehr darunter,
weil das eine wie das andere das schreiben,
das ihre,
versmaßgeblich erschweren.
gezwungen sieht sie sich, ständig
von einer seite auf die andere das gedicht zu
verlagern. nichts
wünscht sie sich sehnlicher, als leichtversfüßig zu wandern
durch die literaturwelt. aber
nicht aus ihrer haut kann sie.
sie ahnt, dass das zu tun hat mit
ihrer geburt, mit social background und so,
alles sachen, für die sie nichts kann.
mit dem chor der doppelhinkerinnen bespricht sie sich,
die leidgeplagte, wandert durch berlin.
nach antworten auf der suche oder zumindest
inspiration. auf dem alexander platz trifft sie den
franz biberkopf, der hat gesunde füße, aber
nur einen arm.
sie trifft auf die alte teiresias. die ist eine, die
erst weiß, dann schwarz, dann spiegel ist.
teiresias begeht buchsuizid: ihr eigenes manuskript schmeißend
vor einem einfahrenden zug.
die ödipus fürchtet sich, flüchtet (sich), sie
trifft sie die person(a).
mit ihr geht sie auf wanderung.
zusammen treffen sie auf die
sphinx: ein graffiti an einer wand.
die ödipus löst das rätsel (vielleicht), dann
zieht sie mit der person(a)
nach köln, um
anzufangen ein neues
leben.
review von: ferdinand schmalz
Es wirkt noch eher wie eine lyrische Zusammenfassung des Inhalts. Wie könnte man es in ein Mikrodrama überführen? Grundsätzlich finde ich den Kontrast zwischen etwas verstaubter lyrischer Form und moderner Lebensrealität interessant. Im ersten Teil, wo nur die alte Form überwiegt interessiert es mich weniger.