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textbefragung

beitrag von: jhruebel

Freibad

ich steh hier oben auf dem Turm 
und seh ins blaue Wasser
die Mutter unten ist ein Wurm
ein kleiner blasser nasser
sie sagt det Wasser is so blau
so blau wie die Karibik
woher weißt du das so genau
sie sagt jetz werd nich kiebig
und wie ich so ins Wasser seh
da wird es immer tiefer
wenn ich jetzt spring tut es dann weh?
jetzt klappert mir der Kiefer
ich wollte richtig Anlauf nehm
und springen mit Fontäne
jetzt sind die Beine wie aus Lehm
ich glaub ich muss jetzt runtergehn
ich kann hier nicht mehr munter stehn
die Sonne macht Migräne

review von: nora gomringer

Selten ist der Tucholski-Ton genau getroffen bei seinen großen Verehrern, aber Ihnen gelingt es hier und da im Text durchaus. Oder geht es Ihnen um James Krüss? Auch der ist drin. Außer der Wasser-Thematik und auch der Perspektive des „Turm-Stehers“ ist nicht viel von der Betrachtung des Droste-Hülshofschen Gedichtes geblieben. Das darf und kann und man fühlt, dass Sie viel lyrische „Munition“ haben und sich daran freuen. Danke für’s Lesen-Lassen, Ihre NG
Jan Hendrik Ruebel sagt
13.04.2022 07:58
Vielen Dank für diese Perspektive auf den Text! Ich hatte weder Krüss noch Tucholsky im Sinn, aber ich sehe genau, was sie meinen. Ich hatte das Gedicht so gelesen, dass es aus der Naturbetrachtung (bei mir der Blick vom Sprungturm auf die Mutter) zur Mutprobe (die klassische Mutprobe:springe ich?) kommt und dann das kneifen davor.