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beitrag von: beatekniescheck

Ich wollt, ich könnt hier liegen

Ich wollt, ich könnt hier liegen
Die Traurigkeit besiegen,
Die schwer das Herz mir macht
In dieser dunklen Nacht

Ich wollt, ich könnt hier liegen
Den Schmerz in mir besiegen,
Weil Du noch wärst lebendig
Und ich nicht so elendig.

Du könntest Dich entzücken
Beim sorglos Blumenpflücken
Mehr als ich selbst es kann,
Doch Du gingst mir voran.

Es sollt ein starkes Mädchen
Stehn an der Mutter Grab;
Doch ich steh an dem Deinem,
Es bringt mich so zum Weinen.

Es sollt ein starkes Mädchen
Stehn an der Mutter Grab;
Doch mit Dir, ja da starb
Mein Herz an Deinem Grab.

(nach „Ich wollte, dass ich schliefe“ von Friedrich Rückert)

review von: nora gomringer

Wie schön und wahr. Mehr weiß ich gar nicht zu sagen. Ich finde es so gewählt und "zu eigen" gemacht, dass es sehr berührt. Kunstvoll ist es, glatt in guter Art und Weise, eine echte Replik und zugleich eine Weiterführung. Danke. Und möge sie nicht aus eigener Erfahrung kommen, diese Kunst. Aber ich fürchte, schreiben kann man oft sehr gut, wenn die Erfahrung eine persönliche ist und eine, durch die man tatsächlich hindurch-gelebt hat. Wir die armen Rückerts. Ihre NG
Beate Kniescheck sagt
06.03.2022 18:07
Vielen herzlichen Dank für die Review!

Die Erfahrung ist keine persönliche im eigentlichen Sinn. Ich habe viele Jahrzehnte nach dem Tod meiner Großmutter erfahren, dass sie eine Tochter hatte, die als Kind starb. Ihre Geschichte habe ich - so gut es ging - nachrecherchiert, mit Eltern gesprochen, die ihre Kinder viel zu früh verloren haben, und auf Basis dieser Recherchen einen Roman geschrieben, der im Herbst erscheint. Auf die Kindertotenlieder Rückerts bin ich im Zuge meiner Recherchen gestoßen, sie haben mich sehr berührt, dieses "zu eigen gemachte" Gedicht soll daher Teil des Romans sein. Es freut mich sehr, dass Sie es schön und wahr finden! Das gibt mir Mut, es tatsächlich in den Roman aufzunehmen. Ich hoffe, dass die Mütter und Väter, die bereit waren, mir ihre Geschichten zu erzählen, es ebenso empfinden. Natürlich ist es eine Gradwanderung, über dieses Thema zu schreiben, aber da meinte Großmutter, die mir sehr nahe stand, nicht über ihre tote Tochter sprechen konnte, war es mir ein Anliegen, mich dem Thema zu widmen.