Ihr solltet friedlich mit mir schlafen
anstatt wissend wach euch wähnend,
immerfort nach Lob euch sehnend,
auf die andern Menschen gaffen.
Mit geschloss´nen Augen bliebe
euch erspart die Welt der Lüge,
die ich wach niemals ertrüge.
In meinem Traum regiert die Liebe.
Ach könntet ihr doch rüberseh´n
über den hohen Zaun der Angst
euch erheben und ganz geben.
Ihr würdet alles übersteh´n.
So warte ich geduldig nur
bis eines Tages müd´ ihr werdet
und in euch das Wissen sterbet,
von dem wer schuldig und wer pur.
Ich euer inn´res Himmelskind,
wollte ihr schliefet mit mir ein
und erwachtet an dem Orte allein,
wo wir alle vereinet sind.
review von: nora gomringer
Da will viel klingen wie bei Rückert und braucht viel mehr Munition als er mit seinen sehr einfachen Versen, die tief reichen. Ich schlage eine Art des Stutzens vor. Wissend wach in der ersten Strophe und die „Karambolage“ des alleine Erwachens, aber gemeinsam dann an einem Orte vereint zu sein – das leuchtet mir nicht ein. Sie können das mit dem Rhythmus gut, können anformen und dichterische Anlehnung betreiben. Es hat etwas Beschwörendes und irgendwie Unheimliches, dass der Sprecher des Gedichts diesen Schlaf zweien wünscht – darin liegt die Kraft des Textes für mich… das „sterbet“ müsste ein „stürbe“ sein, wenn mich nicht alles täuscht.
Darauf vielleicht: von dem, wer schuldig ist, wer pur.
Ihre NG
Rouven Haas
sagt
07.03.2022 16:03
Ich freue mich über so fundierte Kritik. Bei Schlüssen hudele ich manchmal weil ich fertig werden will - mea culpa. Ihr schuldig-pur Satz ist viel knackiger. Sterbet lass ich glaub ich. Vielen lieben Dank.
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