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textbefragung

beitrag von: Rouven

Die Liebe

Täglich ging die Sonne auf
und nieder um die Abendzeit
über dem endlos´ Meer der Menschen,
das wie eine Quelle plätschert.

Täglich stand der Mond und schaute
um die Abendzeit am Ufer
auf das rastlose Geplätscher,
wurde dabei bleich und bleicher.

Eines Abends saß ein Guru
unter einem Baum und fragte:
„Was soll das Freuen, soll das Leiden,
dieses ganze dumme Spiel?“

Und der Mond sprach nur
„Ich leuchte, weil die Sonne es so will.
Ohne sie ist nichts und niemand,
ich bin nur da, um sie zu lieben.

review von: nora gomringer

Eine komplette und unbeirrbare Umnennung und damit Umbewertung des Heine-Textes. Hier halten ein Guru und der Mond Zwiesprache und ihre Beziehung, Annäherung scheint genauso vergeblich wie die der Sultanstochter und des Sklaven. Himmelskörper und himmlischer Körper kommen nicht zusammen. Und die Himmelskörper, Mond und Sonne, untereinander auch nicht. Fragile Welten, aufeinander bezogen und doch vergeblich liebend. 
Eine sehr bewusste Umarbeitung des Textes von Heine. Auch hier hat die Form überzeugt, die Strophen, der Rhythmus, auch der Klang. Plätschert und Geplätscher von Strophe 1 auf 2… da würde ich etwas reduzieren, sonst wird bei zu viel Homilie noch ein Strom daraus. Herzlich, Ihre NG