beitrag von: kathi
Trotzdem
Dein regelmäßiges Schweigen Wiederholter Schmerz Wiederholende Andauernde Last . Lachen Anbrandend Gemurmelte Gesten Lächelnde Wortwolken Fallen lassen in ein Dasein
schule für dichtung
vienna poetry school
Dein regelmäßiges Schweigen Wiederholter Schmerz Wiederholende Andauernde Last . Lachen Anbrandend Gemurmelte Gesten Lächelnde Wortwolken Fallen lassen in ein Dasein
Hier wird das Schweigen als Last klar aufgegriffen und durchkonjugiert in seinen Konsequenzen. Dass Schweigen Schönheit, Harmonie und auch Befreiung sein kann, schließt sich aus – hier ist das Schweigen tatsächlich der Hinderer von Kommunikation. Eine kleine Präzisierung scheint mir wichtig. Sie wackelt aber vielleicht am Gesamtgefüge: Sich wiederholende oder wiederholte … diese Entscheidung ist wichtig. Damit – ja, auch mit Grammatik wird man Bildern gerecht! – wird man der Last gerecht. Die Zäsur - schön ist, dass auch Ihr Text einen Bildcharakter gewinnen soll durch die Art des Satzes Ihres Textes. Ich merke also, dass Gomringers Ideogramm nicht unbedacht bleibt. – ist ein Punkt. Nach ihm setzt quasi das Versprechen des Titels „trotzdem“ ein: Stärker wäre diese zweite Hälfte in mehr Präsenzformen, finde ich. Mit Lachen und Fallen lassen sind wir im Präsenz. Lachen Hören im Anbranden Murmelnde Gesten Wortwolken… hm. Dazu lächelnde… sind nicht meins. Und ich verstehe die Schönheit der gespiegelten Zeilen, die auch optisch so gleich schwingen bei Ihnen… die lächelnden Wortwolken sollen ja auf den „wiederholten Schmerz“ hin-klappen, aber was ist das tatsächlich? Eine lächelnde Wortwolke? Freundliches Blabla von jemand Nettem? Es fehlt mir da an Fantasie. Vielleicht gibt es ein präziseres Bild? „Kein Schweigen mehr“ – selbst eine so einfach Zeile fände ich wirksamer. Und das Fallen lassen in ein Dasein – wen oder was ? Sich? Alles? Sobald das Schweigen gebrochen ist? Und warum unbestimmt lassen, dieses Dasein? Warum „ein“? Ich wäre für das Dasein. Denn schließlich beschreibt der „.“ Eine Zeitenwende. Jetzt ist das Schweigen nicht mehr gegen einen eingesetzt und ist Last, sondern das Lachen löst die in Stille eingeweckten Gesten. Fordern Sie mehr! Sie haben sich’s zum Programm gemacht im „Trotzdem“. Herzlich, Ihre NG
vielleicht meinte ich mit den lächelnden Wortwolken eher etwas wie gelöste Wortfälle, hmm nein, das ist auch nicht richtig. Wenn ich zu viel schweige, nicht sprechen kann und es kommt jemand, da kostet das Reden plötzlich nicht mehr alle verfügbare Kraft, sondern ergibt sich einfach, wie ein kleiner Bach im Hochgebirge da ist, sich nicht aufdrängt, zu dem man erst mal kommen muss, bei dem angekommen das Gehen alle verkrampften Metaphern und Beeindruckungsversuche verweht hat, man ein Gespräch erlebt oder schweigt, keines von beidem aber wichtiger wäre.
Dein regelmäßiges Schweigen
Wiederholender Schmerz
Wiederholte
dauernde
Last
.
Lachen
anbrandend
gemurmelte Gesten
gräserne gelbe Windwogen
fallend in lösende Stille
Gespräch
(?)
Danke für Ihre Antwort! Lieb die 'eingeweckten Gesten'! Lg Kathi
Danke! Sie haben recht! Mir waren die Wolken gleich irgendwie unangenehm. Ich werde arbeiten dran :)