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textbefragung

beitrag von: chzureich

mind the gap

das wort schweigen spricht      das wort schweigen spricht       das wort schweigen spricht
so laut wie jedes andere        so laut wie jedes andere         so laut wie jedes andere 
                 
das wort schweigen spricht      das wort schweigen spricht       das wort schweigen spricht
so laut wie jedes andere        so laut wie jedes andere         so laut wie jedes andere  

das wort schweigen spricht                                       das wort schweigen spricht
so laut wie jedes andere                                *        so laut wie jedes andere

das wort schweigen spricht      das wort schweigen spricht       das wort schweigen spricht
so laut wie jedes andere        so laut wie jedes andere         so laut wie jedes andere 
                 
das wort schweigen spricht      das wort schweigen spricht       das wort schweigen spricht
so laut wie jedes andere        so laut wie jedes andere         so laut wie jedes andere 



* die leerstelle/abwesenheit von worten schweigt lauter als je ein wort spricht  
  schweigt am lautesten aber umgeben vom wort schweigen, 
  sprache kann leere nicht erfassen und wird 
  doch dazu gebraucht, tangential

review von: nora gomringer

Sehr präzise. Hier wird nichts dem Zufall überlassen und ich werde aufgeklärt, selbst mit den diakritischen Zeichen der Texthermeneutik. Ich mag das sehr. Es lässt mich auch nicht aus, lässt nicht Luft wie der Text Gomringers, aber ich gab ja auch zum Anstoß das Nachdenken über das im Originaltext Abgebildete. Interessant ist, dass keiner das Schweigen als Lust und Freiheit betrachtet, die Lücke als Gewinn und Prophetie. Danke Ihnen für's Genau-Sein. Ihre NG
Christine Zureich sagt
06.03.2022 17:54
Danke, ja, ich wollte genau sein. Ich bin gar nicht sicher, ob diese Übersetzung Lust und Freiheit ausschließt. Erstmal sagt sie ja nur, dass das Wort Schweigen genau so nicht-schweigt wie jedes andere Wort, und der "Gegenstand" den es umreisst eben genauer/nachahmender durch die Abwesenheit abgebildet wird. Aber ob gut oder schlecht? Da denk ich jetzt noch mal ein paar Tage nach und beschäftige mich weiter mit dem schönen Gedicht. Danke für die Anregung!
Christine Zureich sagt
07.03.2022 07:32
ach und: die Effizienz und Schönheit von EGs Gedicht hat sich mir tatsächlich tiefer noch mal erschlossen im Drumrumschreiben